Philosophien der Praxis sprechen nicht über Praxis, sondern von der Praxis und ihren Praktiken her. Das Handbuch schlägt den Bogen von den griechischen Anfängen über die Philosophie Hegels und materialistische Positionen bis zu sprachphilosophischen, pragmatischen, anthropologischen und phänomenologischen Praxisauffassungen des 20. Jahrhunderts. Damit wird eine vertiefte Reflexion jener Grundbegriffe und Traditionen in Gang gesetzt, die heute in den Praxistheorien der Kultur- und Sozialwissenschaften Anwendung finden.
Der
pratical turn in den Kultur- und Sozialwissenschaften hat die Aufmerksamkeit für die Bestimmung dessen geschärft, was überhaupt »Praxis« bedeuten soll. In der Philosophie haben die Versuche einer Begriffsbestimmung eine lange Vorgeschichte, die bis in die Antike zurückreicht. Aber
Philosophien der Praxis, die es nur im Plural gibt, bemühen sich nicht nur um eine Begriffsbestimmung, sondern insgesamt um ein Denken von der Praxis her. Sie beanspruchen, für unser Verständnis der gesellschaftlichen und kulturellen Wirklichkeiten nicht theoretische Begriffe einfach vorauszusetzen (Subjekt und Objekt, Handlung und Struktur, Individuum und Gesellschaft), sondern von den Praktiken und den praktischen Vollzügen selbst erst zu erschließen. Das Handbuch schlägt den Bogen von den griechischen Anfängen über die Philosophie Hegels und materialistische Positionen bis zu sprachphilosophischen, pragmatischen, anthropologischen und phänomenologischen Praxisauffassungen des 20. Jahrhunderts. Das Handbuch erlaubt eine vertiefte Reflexion jener Grundbegriffe und Traditionen, die heute in den Praxistheorien der Kultur- und Sozialwissenschaften Anwendung finden.
Inhaltsübersicht:
Matthias Perkams: Die Praxis aus wissenschaftlicher Perspektive in Antike und Mittelalter. Methodische und inhaltliche Grundlagen bei Platon, Aristoteles und Thomas von Aquin -
Jan Müller: G.W.F. Hegel. Geistphilosophie als Nachdenken über die Situiertheit vernünftiger Praxis -
Tim Rojek: Die Einheit von Theorie und Praxis. Praxiskonzepte vom Linkshegelianismus bis zum historischen und dialektischen Materialismus -
Jens Kertscher: Pragmatismus. Erfahrung als experimentelle Praxis
- Jörg Volbers: Die offene Praxis der Sprache. Wittgensteins und Austins pragmatische Wende der Sprachphilosophie -
Christina Schües: Hannah Arendt. Philosophie der Praxis als Welteröffnung -
Thiemo Breyer/ErikNorman Dzwiza: Phänomenologie. Leibliche Fundierung und lebensweltliche Artikulation des praktischen Selbst- und Weltbezugs -
Volker Schürmann: Philosophische Anthropologie. Philosophie der Praxis als Ringen, der Moderne gerecht zu werden -
Selin Gerlek: Poststrukturalismus. Die Mauer zwischen Theorie und Praxis durchstoßen