Philosophie

Bernhard Waldenfels

Arbeit am Rechteck

Jahrgang 64 () / Heft 1, S. 5-17 (13)

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Manfred Sommer: Von der Bildfläche. Eine Archäologie der Lineatur. Berlin 2016. Suhrkamp. 544 S. Das Buch behandelt die Rektangulierung der Welt anhand dreier »Urflächen«: dem umpflügten Ackerfeld, der senkrecht aufragenden Wandfläche des Hauses mit ihren Wandbildern und der gewebten Leinwand, die im Schrifttext wiederkehrt und sich in der Kleidung verleiblicht. Die gestalttheoretisch und phänomenologisch angelegte Archäologie nimmt frühgeschichtliche Forschungen auf und schließt sich insbesondere an Leroi-Gourhan an; methodisch orientiert sie sich an Husserls transzendentaler und Merleau-Pontys leiblicher Sinngenese. Die Bildfläche reicht von den Höhlenzeichnungen über Platons Höhlenwände, über Urszenen des Bildens bei Plinius und Dürer bis zu modernen Bildschirmen. Das Rechteck wird zum Signet einer progressiven Kultivierung des Raumes. Es bleibt die Frage, ob die Begradigung des Geraden nicht Überschüsse des Ungeraden und die Domestikation nicht Überschüsse des Fremden zurückläßt.
Personen

Bernhard Waldenfels Geboren 1934; Studium der Philosophie, Psychologie, Theologie, klassischen Philologie und Geschichte; Gastprofessor in Debrecen, Hongkong, Paris, Louvain-la-Neuve, New York, Prag, Rotterdam, Rom, San José und Wien; Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Phänomenologie; Professor Emeritus für Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum; Ehrendoktor der Universitäten Rostock und Freiburg.