L. Michael White
Epistolarity, Exhortation, and Apologetics in the Epistle of Aristeas
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Der Aristeasbrief ist früh als literarische Fiktion erkannt und in den Zeitraum vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis 1. Jahrhundert n. Chr. datiert worden. Mit dieser Einschätzung verband sich allerdings eine sehr weitgehende Missachtung der brieflichen Elemente, insbesondere jener, in denen der vorgebliche Autor Aristeas seinen Bruder und Korrespondenzpartner Philokrates anspricht. Zugleich ist der Anlass des Werkes, einen Bericht über die von Ptolemaios II. und Demetrius von Phaleron beauftragte Übersetzung der jüdischen Torah in das Griechische zu geben, als einzig relevanter Gegenstand behandelt worden, obwohl die Darstellung dieser Angelegenheit nur einen kleinen Teil des Textes ausmacht. Vor dem Hintergrund neuerer Studien zur antiken Briefliteratur macht dieser Artikel deutlich, dass Form, Absicht und Anlage des Aristeasbriefes, obwohl fiktional, stark von einer stilisierten Brieflichkeit geprägt sind. Außerdem wird erklärt, dass die Ideale hellenistischer Moralphilosophie, die sich im Aristeasbrief in der brieflichen Ermahnung und in der Schilderung der Symposionsreden niederschlagen, apologetische Funktion für die jüdische Tradition und für die Septuaginta-Übersetzung als exemplarische Verkörperungen des mosaischen Gesetzes haben.