Helmut Haberstumpf
Josef Kohler und die Erschöpfungslehre
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- 10.1628/186723714X14277207345964
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Three different trends can be abstracted from Josef Kohler's numerous works to the topic of this article, which in the end lead to the principle that exhaustion in patent and copyright law comes into effect only on tangible objects, patented products or copies of a work, which are distributed by the rightholder in transferring the right of ownership. In this way, Kohler's doctrine became the fundament for the differentiation of the principle of exhaustion in the different intellectual property law systems later. The European Court of Justice added a surprising twist to software copyright law with his judgment »UsedSoft« in 2012. He declared the exhaustion principle also applicable to the cases where the right of ownership of a copy in an »intangible« form of a computer program protected by copyright is transferred. This new approach of the Court of Justice is not an acceptable solution in a modern law for the transaction of immaterial goods. On the contrary, it means a backslide to the theory of intellectual property which Kohler already overcame. It leads to insuperable contradictions by confusing the domains of intellectual (immaterial) objects like works, inventions, brands etc. and their corresponding material objects (copies of works, patented products, branded products etc.), which, conceptually and legally, are strictly to be separated. This categorical difference has to be maintained in the digital age of computer and internet. It accounts for the necessity and justification of the introduction of special laws for immaterial goods that differ from property law. The exhaustion doctrine, just as Kohler stated it, is to be limited to the transfer of tangible objects, in which the protected intellectual objects are materialized. Aus den umfangreichen und vielzähligen Schriften Josef Kohlers zum Thema dieses Beitrages lassen sich drei unterschiedliche Entwicklungslinien herausarbeiten, die letztlich in den Grundsatz münden, dass die Wirkungen der Erschöpfung im Patent- und Urheberrecht an körperlichen Gegenständen, patentgemäßen Sachen und Werkexemplaren, eintreten, die der Berechtigte mittels Eigentumsübertragung in den Verkehr bringt. In dieser Form ist die Kohler'sche Erschöpfungslehre das dogmatische Fundament für die spätere Ausdifferenzierung des Erschöpfungsgrundsatzes in den Rechtssystemen des Immaterialgüterrechts geworden. In seiner Entscheidung »UsedSoft« aus dem Jahr 2012 hat der EuGH im Softwareurheberrecht demgegenüber eine überraschende Wende vollzogen, indem er den Erschöpfungsgrundsatz auch dann für anwendbar erklärte, wenn das Eigentum an einer »nichtkörperlichen« Kopie eines urheberrechtlich geschützten Computerprogramms übertragen wird. Wie sich aber zeigen wird, weist der neue Ansatz des EuGH keinen gangbaren Weg in ein modernes Recht der Transaktion von immateriellen Gütern auf, sondern bedeutet im Gegenteil einen Rückfall auf die schon von Kohler überwundene Theorie des geistigen Eigentums. Er führt nämlich zu unüberwindbaren Widersprüchen, indem er die begrifflich und rechtlich zu trennenden Bereiche der geistigen Gegenstände (Werke, Erfindungen, Marken usw.) und der materiellen Gegenstände (Werkexemplare, patentgemäße Erzeugnisse, markierte Waren), in denen jene vorkommen, vermischt. An dieser kategorialen Trennung muss aber auch im Zeitalter von Computer und Internet festgehalten werden. Sie begründet nämlich die Notwendigkeit und gibt die Rechtfertigung dafür, besondere Rechte an Immaterialgütern einzuführen, die sich vom Eigentumsrecht unterscheiden. Für den Erschöpfungsgrundsatz folgt daraus, wie es Kohler gelehrt hat, dass er nach wie vor auf den Transfer von körperlichen Gegenständen, in denen die jeweils geschützten geistigen Leistungen materialisiert sind, beschränkt bleiben muss.