Cover von: Moralisten als neue Realisten
Martin Gessmann

Moralisten als neue Realisten

Rubrik: Artikel
Jahrgang 65 (2018) / Heft 1, S. 47-74 (28)
Publiziert 05.07.2018
DOI 10.1628/phr-2018-0006
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Beschreibung
Moralisten haben einen zweifelhaften Ruf. Sie gelten als Philosophen, die lieber Literaten sein wollen, als Außenseiter im akademischen Betrieb, als schön schreibende Sonderlinge. Von Montaigne bis Cioran zieht sich - so gesehen - eine langausgezogene Linie ständiger Weltabwendung. Die Philosophie hat in der Moderne zuweilen den Schulterschluss gesucht, vor allem dann, wenn sie selbst nicht mehr weiter wusste. Schopenhauer etwa macht sie zu Geschwistern im Geiste des Pessimismus, und noch Derrida schätzt ihre bodenlose Ratlosigkeit. Neuere Literatur zur Moralistik will sich von dieser Versagensrhetorik lösen. Die Skepsis angesichts der modernen Welt sei schließlich kein Selbstzweck. Sie soll den Blick schärfen für vergangene Ideale und im Anschluss daran die Welt wieder verlässlicher machen - und vor allem: menschenfreundlicher. Kurz: das Programm eines neuen Realismus, jedoch übertragen ins Politisch-Praktische.
Tanja Zeeb: Die Dynamik der Freundschaft. Eine philosophische Untersuchung der Konzeptionen Montaignes, La Rochefoucaulds, Chamforts und Foucaults. Göttingen 2011. V & R unipress. 497 S. (DF). - Karlheinz Stierle: Montaigne und die Moralisten. Klassische Moralistik - Moralistische Klassik. Paderborn/München 2016. Fink. 300 S. (MM). - Frank Günther (Hg.): William Shakespeare: Die Fremden. Für mehr Mitgefühl. München 2016. DTV. 65 S. (FM). - Eva Buddeberg/Rainer Forst (Hg.): Pierre Bayle: Toleranz. Ein philosophischer Kommentar. Berlin 2016. Suhrkamp. 353 S. (TI). - Jean-Michel Gros (Hg.): Pierre Bayle: De la tolérance. Commentaire Philosophique. Paris 2014. Éditions Honoré Champion. 358 S. (TII). - Amyrose McCue Gill/Sarah Rolfe Prodan (Hg.): Friendship and Sociability in Premodern Europe: Contexts, Concepts, and Expressions. Toronto 2014. Centre for Reformation and Renaissance Studies. 318 S. (FS). - Rudolf Behrens/Maria Moog-Grünewald: Moralistik. Explorationen