Cover von: Nudging in Private International Law
Johannes Ungerer

Nudging in Private International Law

Rubrik: Aufsätze
Jahrgang 86 (2022) / Heft 1, S. 1-31 (31)
Publiziert 17.01.2022
DOI 10.1628/rabelsz-2022-0002
Veröffentlicht auf Englisch.
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  • 10.1628/rabelsz-2022-0002
Beschreibung
Nudging im IPR – Das Design von Anknüpfungsmerkmalen im Lichte der Verhaltensökonomie. – Der Beitrag zeigt, wie mithilfe der Verhaltensökonomie anstelle der traditionellen ökonomischen Analyse des Rechts ein neues, realistischeres Verständnis des europäischen IPR gewonnen werden kann. Gerade bei grenzüberschreitenden Rechtsverhältnissen wirkt sich die Rationalitätsbeschränkung aus, von der die Parteien bei Entscheidungen über Rechtswahl und Gerichtsstandsvereinbarungen betroffen sind. Angesichts dessen lässt sich die gesetzgeberische Gestaltung von Anknüpfungsmerkmalen als nudging (eine Art Stupsen) verstehen, mit dem die Bestimmung des anzuwendenden Rechts und der internationalen Gerichtszuständigkeit gesteuert wird, um der beschränkten Rationalität entgegenzuwirken. Objektive Anknüpfungsmerkmale können als Standardregeln (default rules) aufgefasst werden, während der Rahmen für die Ausübung der Parteiautonomie mittels subjektiver Anknüpfungsmerkmale als Entscheidungsarchitektur (choice architecture) verstanden werden kann. In diesem Zusammenhang werden auch der den Anknüpfungsmerkmalen innewohnende libertäre Paternalismus aufgedeckt und die bestehenden Bedenken gegen nudging erörtert, was aufschlussreich ist für die Bestimmung der Anforderungen an ein transparentes Design, das Entscheidungsspielräume sicherstellt. Mit der Verhaltensökonomie können zudem Modifikationen der Rechtswahlfreiheit und anderer Anknüpfungsmerkmale für den Verbraucherschutz im IPR erklärt werden.