Cover von: Urheberrecht, Ökonomik und Evolution
Tim W. Dornis

Urheberrecht, Ökonomik und Evolution

Rubrik: Aufsätze
Jahrgang 10 (2018) / Heft 4, S. 341-378 (38)
Publiziert 27.02.2019
DOI 10.1628/zge-2018-0031
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  • 10.1628/zge-2018-0031
Beschreibung
Der Schutzbereich des Urheberrechts hat sich seit seinen Anfängen stetig ausgedehnt. Während es einst für kaum mehr als den Schutz gedruckter Bücher galt, umfasst es mittlerweile eine unüberschaubare Vielzahl von Werken und reguliert zahllose Marktplätze für kreative Produkte. Zugleich hat sich die Diskussion um den Schutzzweck gewandelt. Von den Ursprüngen eines naturrechtlichen Konzepts hat sich die Perspektive in die Richtung einer ökonomisierten Betrachtung verschoben. Eines ist allerdings unverändert geblieben: Der Nutzen des Urheberrechts wird als unmittelbar mit dem Schutz weitgehend vereinheitlichter Rechtspositionen verknüpft angesehen. Diese Vereinfachung widerspricht mehr denn je der Wirklichkeit. Kreative Tätigkeit und ihr Nutzen für die Allgemeinheit sind von zahlreichen verschiedenen und sich zudem ständig wandelnden technologischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Faktoren abhängig. Es gibt keine One-size-fits-all Lösung. Ein auf materiell-rechtliche Inhalte fokussiertes und auf monolithische Eigentumsrechte gegründetes Urheberrecht genügt darum nicht den Anforderungen einer komplexen und dynamischen Lebenswirklichkeit. Eine stärker prozessorientierte Analyse kann aufzeigen, wie der Gefahr einer Verkrustung vorgebeugt werden kann. Ansatzpunkte für eine derartige Neuorientierung finden sich bereits in frühen Theorien zur Rechtsevolution. Hierauf aufbauend liefert der Blick auf das law in action im komplexen Gravitationsfeld interagierender Einflüsse zahlreiche Argumente für eine Neuausrichtung des Urheberrechts.