Aristoteles begründete die Engführung von Muße und Theorie anthropologisch, weil sich in einer kontemplativen Lebensform die Möglichkeiten der menschlichen Natur auf vollendete Weise verwirklichen. Die Beiträge dieses Bandes untersuchen ideengeschichtliche Modelle einer Verbindung von Theorie und Muße und fragen nach der Anthropologie der Theorie.
Die Engführung von Muße und theoretischem Tun, die Aristoteles paradigmatisch in der Nikomachischen Ethik entwickelt, hat eine Vor- und eine lange Nachgeschichte bis in die gegenwärtige Philosophie und Theologie hinein. Begründet wird die Engführung von Muße und Theorie bei Aristoteles anthropologisch, weil sich in einer kontemplativen Lebensform die Möglichkeiten der menschlichen Natur auf vollendete Weise verwirklichen.
Die Beiträge in diesem Band untersuchen ideengeschichtliche Modelle einer Verbindung von Theorie und Muße daraufhin, wie diese sich zur Frage einer anthropologischen Fundierung der Theorie verhalten. Sie fragen nach der Anthropologie der Theorie.
Inhaltsübersicht:
Günter Figal: Anthropologie der Theorie. Phänomenologische Perspektiven -
Hélder Telo: The freedom of θεωρία and σχολή in Plato -
Simon Varga: Antike politische Anthropologie. Lebensform, Muße und Theorie bei Aristoteles -
Michael Vollstädt: Zur Anthropologie der Theorie im patristischen Zeitalter. Gregor von Nyssa und die Einrichtung des Menschen -
Andreas Kirchner: »Alles strebt nach Theorie«. Bemerkungen zu Plotins Konzept der Theoria -
Thomas Jürgasch: Hyperphatische Anthropologie. Zum Verhältnis von Theoria und Anthropologie bei Dionysius Areopagita -
Emanuele Coccia: Regula et Vita. Das monastische Recht und die Regel des Franziskus -
Burkhard Hasebrink: Die Anthropologie der Abgeschiedenheit. Urbane Ortlosigkeit bei Meister Eckhart -
Margot Wielgus: Solitude and Thinking. Henry David Thoreau -
Volker Gerhardt: Der freie Geist und die Muße. Zur Anthropologie der Theorie bei Nietzsche -
Hanne Jacobs: Phänomenologie als Lebensform? Husserl über phänomenologische Reflexion und die Transformation des Selbst -
Sylvaine Gourdain: Das Ethos des Denkens, ein Ethos der Muße. Überlegungen im Anschluss an Heidegger und Schelling -
Jochen Gimmel: Zu den ethischen Implikationen der Theorie ausgehend von E. Levinas und H. Arendt -
Sonja Feger/Tobias Keiling: Am Rand der Lebenswelt. Hans Blumenbergs Phänomenologie der Theorie