Kannte Johannes die Synoptiker? Zbyněk Garský geht dieser Frage mit neueren textlinguistischen Methoden nach und zeigt am Beispiel des Wirkens Jesu in Galiläa bei Johannes, dass der vierte Evangelist sie nicht nur sehr gut kannte, sondern sein Evangelium in einem literarischen Gespräch mit ihnen schrieb.
Das Verhältnis des Johannesevangeliums zu den Synoptikern gehört seit Origenes zu den größten Problemen der Evangelienexegese und nach der Auflösung des seit P. Gardner-Smith bestehenden Konsenses steht es heute vor einer Neubestimmung. Zu dieser will auch der Autor des vorliegenden Buchs beitragen. Zbyněk Garský analysiert mit neueren textlinguistischen Methoden die intertextuellen Bezüge des vierten Evangeliums zu den Synoptikern und zeigt am Beispiel des Wirkens Jesu in Galiläa bei Johannes, dass die Lösung des Origenes im Grunde der Intention des Johannes entspricht. Der vierte Evangelist ist ein aufmerksamer Exeget der Synoptiker und schreibt sein Evangelium in einem literarischen Gespräch mit den drei älteren Evangelien, die er dabei einer allegorischen Relektüre unterzieht. Diese intertextuelle Schreibweise lässt sich mit dem von U. Eco geprägten Begriff als »intertextuelle Ironie« bezeichnen und stellt ein seit der Antike bekanntes Phänomen dar, das die Allegorie und Allegorese kennzeichnet.
Inhaltsübersicht:
Kapitel 1: Einführung
1.1 Status quaestionis
1.2 Methodologisches Dilemma
1.2.1 Dotplot Analyse
1.2.2 Intertextuelle Konkordanzen
1.3 Intertextualität und Allegorie
Kapitel 2: Die Theopoetik des Johannesevangeliums
2.1 Einführung
2.2 Intertextualität
2.2.1 Begriff der Intertextualität
2.2.2 Formen der Intertextualität
2.2.3 Intentio intertextualitatis
2.3 Intertextuelle Poetik
2.3.1 Poetische Funktion
2.3.2 Poetische Strukturen
2.4 Strukturale Analyse
2.4.1 Denotative Textanalyse
2.4.2 Exkurs: Hierarchische Denotative Textanalyse
2.4.2.1 Hrebs als Mengen
2.4.2.2 Neustrukturierung des Textes
2.4.2.3 Regel der Textanalyse
2.4.2.4 Etablierung der Hrebs
2.4.2.5 Auswertung
2.4.3 Latente Semantische Analyse
2.4.3.1 Semantischer Raum
2.4.3.2 Geometrie und Bedeutung
2.4.3.3 Semantische Suche
2.5 Poetizität und Intertextualität
Kapitel 3: Das Johannesevangelium als Erzählung
3.1 Einführung
3.2 Text
3.2.1 Paratext
3.2.2 Autor
3.2.3 Titel und Gattung
3.3 Erzählung
3.3.1 Erzähler: Wer erzählt?
3.3.2 Plot: Wie wird erzählt?
3.3.3 Story: Was wird erzählt?
3.4 Mythos
Kapitel 4: Das Wirken Jesu in Galiläa bei Johannes
4.1 Die Hochzeit in Kana (Joh 2,1-12)
4.1.1 Einführung
4.1.2 Text und Prätexte
4.1.2.1 Sequenzierung des Textes
4.1.2.2 Sequenzierung der Prätexte
4.1.3 Analyse der Intertextualität
4.1.4 Allegorische Bedeutung
4.2 Der Prophet in seiner Heimat (Joh 4,43-54)
4.2.1 Einführung
4.2.2 Text und Prätexte
4.2.2.1 Sequenzierung des Textes
4.2.2.2 Sequenzierung der Prätexte
4.2.3 Analyse der Intertextualität
4.2.4 Allegorische Bedeutung
4.3 Das Brot vom Himmel (Joh 6,1-7,10)
4.3.1 Einführung
4.3.2 Text und Prätexte
4.3.2.1 Sequenzierung des Textes
4.3.2.2 Sequenzierung der Prätexte
4.3.3 Analyse der Intertextualität
4.3.4 Allegorische Bedeutung
4.4 Der Epilog (Joh 21,1-25)
4.4.1 Einführung
4.4.2 Text und Prätexte
4.4.2.1 Sequenzierung des Textes
4.4.2.2 Sequenzierung der Prätexte
4.4.3 Analyse der Intertextualität
4.4.4 Allegorische Bedeutung
Kapitel 5: Die intertextuelle Ironie
5.1 Die intertextuelle Lektüre des Evangeliums
5.2 Die allegorische Relektüre der Synoptiker
Anhänge
A Johanneische Zeit- und Ortsangaben
B Johannes und die Synoptiker
C Graphische Zusammenfassung