Der Laienspiegel ist eines der ersten umfassenden deutschsprachigen Rechtsbücher. Über 100 Jahre lang beeinflusste er die Rechtsentwicklung im deutschen Sprachraum. Welche Folgen hatte dies für die damalige Rechtspraxis? Der vorliegende Band untersucht diese Frage interdisziplinär aus rechtshistorischer, germanistischer und kunsthistorischer Perspektive.
Der Laienspiegel von Ulrich Tengler ist eines der ersten umfassenden Rechtsbücher in deutscher Sprache. Er wurde erstmals 1509 in Augsburg gedruckt und übte mehr als 100 Jahre lang starken Einfluss auf die Rechtsentwicklung im deutschen Sprachraum aus. Er behandelt das Zivilrecht, das Strafrecht und das Öffentliche Recht und diente nicht akademisch gebildeten Amtsträgern sowie anderen Laienjuristen in Rechtspflege und Rechtsgestaltung. Der Laienspiegel verbindet römisches und lokales Recht aus der Tradition des Mittelalters mit modernen Bezügen. Das gilt für das materielle Recht, für zivil- und strafrechtliche Verfahren, aber auch für die methodische Schulung anhand eines Teufelsprozesses. Er wurde prägend für die deutsche Sprache. Die mehr als 30 Holzstiche veranschaulichen das Recht eindrucksvoll. Der interdisziplinäre Tagungsband beleuchtet die verschiedenen Fragen des Rechts aus rechtshistorischer, germanistischer und kunsthistorischer Perspektive.
Inhaltsübersicht:
Christoph Becker/Thomas M.J. Möllers/Klaus Wolf: Einleitung -
Christoph Becker: Eigensicht des Layenspiegels auf Anliegen und erhofften Nutzen - Vorreden und Geleitworte von Ulrich und Christoph Tengler, Sebastian Brant, Jakobus Locher -
Tilman Repgen: Tenglers Laienspiegel über die Vormundschaft -
Ulrike Müßig: Richtertugenden im Layenspiegel - Zugleich ein Beitrag zum Rechtsdenken im Renaissance-Humanismus -
Hans Schulte-Nölke: Gute Ordnung halten: Öffentliches Gut und Geld im Laienspiegel -
Stephan Meder: »Gewerbe« in Ulrich Tenglers Neü Layenspiegel: Vom gemain Nutz und der guten Ordnung zur Pollicey -
Cosima Möller: Die Grunddienstbarkeiten im Laienspiegel des Ulrich Tengler, Augsburg 1511 -
Christian Hattenhauer: Von Wuchergut und »Judenwucher« - Das Darlehensrecht und die Ächtung der Kreditvergabe jüdischer Kapitalgeber in Ulrich Tenglers Neü Layenspiegel von 1511 -
Hannes Ludyga: Zur Rechtsstellung von Juden im Laienspiegel von 1511 -
Mathias Kluge: Die Goldene Bulle: Vom kaiserlichen Privileg zum Laienspiegel -
Johannes Michael Rainer: Zum Kaufrecht im Laienspiegel des Ulrich Tengler -
Ingo Reichard: Vermögensnachfolge im Laienspiegel des Ulrich Tengler -
Susanne Lepsius: Von Heiratguot - Zum Ehegüterrecht im Laienspiegel Tenglers -
Jan Dirk Harke: Die Injurienklage -
Peter Kreutz: Kalumnien- und Gefährdeeid im Laienspiegel -
Mathias Schmoeckel: Beweisrecht im Layenspiegel: Der Layenspiegel als Kanzleischrift -
Michael Johannes Pils: Zwangsvollstreckung im Laienspiegel des Ulrich Tengler -
Thomas M.J. Möllers: Juristisches Argumentieren und Denken am Beginn der Neuzeit - Tenglers Teufelsprozess im Neuen Laienspiegel von 1511 -
Arnd Koch: Strafrecht im Laienspiegel -
Klaus Wolf: Weltgericht, Wittelsbacher und Reformen vor der Reformation -
Franz Fromholzer: Ulrich Tenglers humanistisches Umfeld -
Klaus Unterburger: Die Rolle der Theologie für den weltlichen Prozess -
Helmut Graser: Ulrich Tenglers Layenspiegel und die Augsburger Druckersprache -
Heidrun Lange-Krach: »Mit Figuren, soviel Ihr meint, dass sich gezieme« - Die Buchillustrationen im Laienspiegel -
Andreas Deutsch: »O spiegel götlicher weißhait Erleücht menschlichter blödigkait« - Zur Rechtsikonographie der Holzschnitte im Neuen Laienspiegel (1511)