Wie gelangt der Richter zu dem Ergebnis, dass der Zeuge die Wahrheit spricht? Wem schenkt man Glauben, wenn Aussage gegen Aussage steht? Johannes Makepeace untersucht die Methoden der Glaubhaftigkeitsbegutachtung und Lügenerkennung und wie ihr Einsatz - vor allem jener des Polygrafen - im Strafprozess rechtlich zu würdigen ist.
Steht Aussage gegen Aussage, ist das Gericht mit der oft folgenschweren Frage konfrontiert, wem es Glauben schenken soll. Normalerweise verlassen sich die Richter dann auf ihre vermeintlich durch Erfahrung gewonnene Fähigkeit, Lügen zu erkennen. Nur ausnahmsweise beauftragen Gerichte Sachverständige mit einer aussagepsychologischen Begutachtung. Doch auch diese hat Schwächen und stößt schnell an ihre Grenzen. Johannes Makepeace zeigt diese Probleme auf und wendet sich zur Problemlösung einem Hilfsmittel zur Ermittlung der Glaubhaftigkeit einer Aussage zu, das von den Strafgerichten bislang kategorisch abgelehnt wurde: dem Polygrafen. Dabei untersucht er, was die aussagepsychologische Begutachtung einerseits und die polygrafengestützte Aussageanalyse andererseits zu leisten vermögen. Zusätzlich würdigt er deren Einsatz - vor allem jenen des Polygrafen - im Strafprozess rechtlich, um häufiger richtige und gerechte Ergebnisse zu erzielen.
Inhaltsübersicht:
1. Kapitel: Beweiswürdigung bei Aussage gegen AussageI. Ein paar Worte zur Sexualstrafrechtsreform
II. Wann genau steht Aussage gegen Aussage?
III. Von der »ureigenen Aufgabe« und der richterlichen Überzeugung
IV. Nonverbale Lügensignale, Menschenkenntnis oder der Wurf mit der Münze
V. Der Status quo
2. Kapitel: Die aussagepsychologische BegutachtungI. Terminologie
II. Hypothesengeleitete Diagnostik
III. Grenzen der kriterienorientierten Aussageanalyse
3. Kapitel: Beweiswert der aussagepsychologischen Begutachtung: »gesunder Menschenverstand« oder (Schein-)Wissenschaft?I. »Herrschende Meinung«: eine wissenschaftlich fundierte Methode?
II. Validität der Aussagepsychologie
III. Allgemeines zu Validitätsstudien
IV. Nur teilweise Bestätigung der Undeutsch-Hypothese
V. Trefferquoten - und warum es nicht wirklich auf sie ankommt
VI. Ermittlung des »konkreten Beweiswerts« - Statistik für Juristen (Teil 2)
VII. Zusammenfassung: Immerhin besser als die Münze
4. Kapitel: Die polygrafengestützte GlaubhaftigkeitsbegutachtungI. Das Urteil des Bundesgerichtshofs von 1998
II. Warum der Polygraf kein »Lügendetektor« ist
III. Den richtigen Reiz setzen: Methoden polygrafengestützter Glaubhaftigkeitsbegutachtung
IV. Zum Vorwurf der Manipulierbarkeit: »Countermeasures«
5. Kapitel: »Zahlen lügen nicht«: warum der Polygraf kein völlig ungeeignetes Beweismittel istI. Einführung
II. Eine kurze Geschichte des ewigen psychophysiologischen Meinungsstreits
III. Trefferquoten einschlägiger Feldstudien und der Beweiswert des Polygrafen
IV. Neue Forschung zur Vergleichsfragenmethode
V. Eine Auswahl von Laborstudien
VI. Zwischenergebnis: Alles andere als »völlig ungeeignet«
6. Kapitel: Der Polygraf im StrafverfahrenI. Einführung
II. Freiwilligkeit ist und bleibt »zwingend«
III. Die Begutachtung des Beschuldigten
IV. Der Einsatz des Polygrafen beim Zeugen
7. Kapitel: Abschließende (statistische) Überlegungen: nicht »entweder oder«, sondern »sowohl als auch«I. Indizienring, Gesamt-Likelihood-Quotient und Gesamtbelastungswahrscheinlichkeit
II. Ein letztes Baumdiagramm zur Kombinationslösung
8. Kapitel: Ein Blick in die ZukunftI. Eine kurze Zusammenfassung
II. Zukunftsmusik