Präventive Restrukturierungsrahmen nach der Restrukturierungsrichtlinie ermöglichen es finanziell angeschlagenen Unternehmen, ihre Schuldenlast durch einen Mehrheitsmechanismus auch gegen den Willen einzelner Gläubiger(-gruppen) zu reduzieren. Fabian Kratzlmeier untersucht den kollisions- und international-zivilverfahrensrechtlichen Rechtsrahmen darauf, ob die damit bewirkte Kollektivierung in grenzüberschreitenden Sachverhalten erhalten bleibt und somit der Fortführungsmehrwert auch international tätiger Unternehmen gesichert werden kann.
Spätestens seit der Verabschiedung der Restrukturierungsrichtlinie ist der Sanierungsgedanke auch in Kontinentaleuropa angekommen. Sie verpflichtet die Mitgliedstaaten, finanziell angeschlagenen Unternehmen gewisse Sanierungsinstrumente zur Verfügung zu stellen, um Hold out-Strategien vorzubeugen und wertvolle Betriebsstrukturen zu erhalten. Was aber, wenn der Schuldner auch im (europäischen) Ausland operiert und dort über Gläubiger und/oder Vermögenswerte verfügt? Ausgehend von dem international-rechtlichen Defizit der Richtlinie untersucht Fabian Kratzlmeier die Wechselwirkungen zwischen den neuartigen Sanierungsverfahren und dem bestehenden kollisions- und international-zivilverfahrensrechtlichen Rechtsrahmen. Im Zentrum steht die Frage, ob die auf materiell-rechtlicher Ebene bewirkte Kollektivierung auch bei grenzüberschreitenden Sachverhalten konsequent fortgeführt werden kann oder die Richtlinie vor der internationalen Dimension des zu sanierenden Unternehmens kapituliert. Betrachtet wird zudem die Bedeutung des internationalen Privat- und Zivilverfahrensrechts als Regulierungsinstrument zur Ordnung des sich abzeichnenden Wettbewerbs der Restrukturierungsrechtsordnungen.
Inhaltsübersicht
Einführung§ 1 Gegenstand der Untersuchung
§ 2 Gang der Darstellung
Teil I: Grundlagen der grenzüberschreitenden Restrukturierung§ 3 Unternehmenssanierung im Spannungsfeld von individuellem Beitrag und kollektivem Nutzen
§ 4 Deutschland und Europa auf dem Weg zur »Rescue Culture«
§ 5 Die Restrukturierung im internationalen Kontext
§ 6 Ergebnisse und Folgerungen für den Fortgang der Untersuchung
Teil II: Einbettung der grenzüberschreitenden Unternehmensrestrukturierung in das internationale Privat- und Zivilverfahrensrecht§ 7 Das international-rechtliche Defizit der Restrukturierungsrichtlinie
§ 8 Die EuInsVO als internationaler Rechtsrahmen für öffentliche Restrukturierungsverfahren
§ 9 Die internationale Restrukturierung als Regelungsgegenstand der Brüssel-Ia-VO
§ 10 Ergebnisse: Die Restrukturierungsrichtlinie zwischen EuInsVO und Brüssel-Ia-VO
Teil III: Eckpfeiler des internationalen Restrukturierungsrechts:
internationale Zuständigkeit – anwendbares Recht – Anerkennung§ 11 Die internationale Restrukturierungszuständigkeit
§ 12 Das anwendbare Restrukturierungsrecht
§ 13 Die verfahrensrechtliche Anerkennung der Restrukturierungsergebnisse im Ausland
Ergebnisse der Untersuchung§ 14 Zusammenfassung der Ergebnisse
§ 15 Ausblick