Bezüge auf biblische Traditionen sind ein wesentlicher Bestandteil der Korintherbriefe des Paulus. Am Beispiel zweier ausführlicher Bezugnahmen auf die Mose-Exodus-Tradition untersucht Konrad Otto, inwiefern Schriftbezüge dazu dienen, zwischen der gedanklichen Welt des Paulus und der seiner Adressaten zu vermitteln.
Paulus schöpft in seinen Briefen tief aus der biblischen Tradition - mitunter auch dort, wo sein Gegenüber diese womöglich nur oberflächlich kennt. Konrad Otto fragt in der vorliegenden Studie, inwiefern Schriftbezüge Paulus dazu dienen, zwischen der eigenen gedanklichen Welt und der seiner Adressaten zu vermitteln. Dabei ermöglicht die vergleichende Analyse der beiden ausführlichen Bezugnahmen auf die Mose-Exodus-Tradition in 1 Kor 10 und 2 Kor 3 nicht nur Einblicke in die Schriftkompetenz des Paulus und die durch den Text vorausgesetzte Schriftkompetenz auf Seiten seiner Adressaten, sondern auch Einblicke in Bildungsprozesse, die durch den Text mutmaßlich angestoßen werden. So zeigt sich, wie die Mitglieder der korinthischen Gemeinde in ihrer unterschiedlich hohen Schriftkompetenz durch den gedanklichen Nachvollzug des Textes zu einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit der Schrift angeleitet werden.
Inhaltsübersicht:
1 Einleitung
1.1 Zur Rezeption und Verarbeitung der Schrift
1.2 Zur Frage nach Bildung und Bildungsprozessen
1.3 Zur Mose-Exodus-Tradition
1.4 Zu 1 Kor 10 und 2 Kor 3
2 Zur Orientierung: Anlage und Vorgehen
2.1 Zur Anlage der Arbeit und ihrem intertextuellen Programm (»Erkundung« und »Skalierung«)
2.2 Zur thematisch-strukturellen Analyse (gedankliche »Kartierung« A)
2.3 Zur rhetorisch-argumentationslogischen Analyse (gedankliche »Kartierung« B)
3 Rezeption und Verarbeitung der Mose-Exodus-Tradition in 1 Kor (9,24-27)10,1-22
3.1 1 Kor 10,1-22 im Zusammenhang des Götzenopferfleischdiskurses 1 Kor 8,1-11,1
3.2 Die intertextuelle Erkundung: Desintegrationssignale und Möglichkeiten der Digression
3.3 Gedankliche Kartierung: Thematisch-strukturelle Analyse
3.4 Gedankliche Kartierung: Rhetorisch-argumentationslogische Analyse
3.5 Die intertextuelle Skalierung: Möglichkeiten intertextueller Digression und Reintegration
4 Rezeption und Verarbeitung der Mose-Exodus-Tradition in 2 Kor 2,14-4,6
4.1 Zusammenhang und Textabgrenzung
4.2 Die intertextuelle Erkundung: Desintegrationssignale und Möglichkeiten der Digression
4.3 Gedankliche Kartierung: Thematisch-strukturelle Analyse
4.4 Gedankliche Kartierung: Rhetorisch-argumentationslogische Analyse
4.5 Die intertextuelle Skalierung: Möglichkeiten intertextueller Digression und Reintegration
5 Auswertung
5.1 Bezüge auf die Mose-Exodus-Tradition und ihre Bestimmung
5.2 Die kommunikative Funktion der Schriftbezüge
5.3 (Schrift-)Bildung des Paulus
5.4 (Schrift-)Bildung der Adressaten
5.5 Schriftauslegung als Bildungsvorgang