Eugen Ehrlich, der Schöpfer des lebenden Rechts, gilt als Begründer der Rechtssoziologie, als Vordenker des Rechtspluralismus sowie als einer der führenden Freirechtler seiner Zeit. Der vorliegende Band widmet sich diesem außergewöhnlichen Juristen, seinem Leben, seinen historischen Kontexten und seinen bis heute andauernden interdisziplinären Rezeptionen. Darüber hinaus enthält er eine Edition von sieben neu entdeckten Aufsätzen Ehrlichs.
2022 jährte sich Eugen Ehrlichs Todestag zum 100. Mal. Der Schöpfer des »lebenden Rechts« gilt heute als Begründer der Rechtssoziologie und als Vorvater des Rechtspluralismus. Zu Lebzeiten war er als führender Freirechtler verschrien. Seine Heimat, die Bukowina in der heutigen Westukraine und im damaligen östlichsten Winkel des Habsburger Reiches, ist ebenfalls sagenumwoben. Dieser Band widmet sich dem Leben und der Rechtswissenschaft Eugen Ehrlichs. Er beleuchtet seine frühe Zeit als Romanist und seine Auseinandersetzung mit der Historischen Rechtsschule, sein Verhältnis zu Hermann Kantorowicz und zur Soziologie des frühen 20. Jahrhunderts genauso wie zu seinen Rezeptionen im amerikanischen Rechtsrealismus, in der Rechtssoziologie und im Rechtspluralismus. Schließlich fragt der Band nach seiner Relevanz für die heutige Rechtsdogmatik und bietet eine Edition von sieben wiederentdeckten Aufsätzen Ehrlichs.
Inhaltsübersicht:
Eugen EhrlichRalf Seinecke: Der Ehrlicheffekt -
Sergiy Nezhurbida: Lebensspuren Eugen Ehrlichs
KontexteHans-Peter Haferkamp: Eugen Ehrlich und die Historische Rechtsschule -
Inge Hanewinkel/NikolausLinder: Romanistische Dissidenz: Die Geburt der Rechtssoziologie aus dem römischen Recht bei Eugen Ehrlich -
Katharina Isabel Schmidt: "Ich bin nicht Gnaeus Flavius“: Eugen Ehrlichs Freirechtsbeitrag im Spiegel zeitgenössischer Kritik -
Nils Jansen: Recht ohne Staat bei Eugen Ehrlich und Hermann Kantorowicz -
Johannes Liebrecht: Das schwache Echo. Eugen Ehrlichs Rechtssoziologie und die Wende zur Wirklichkeit in der deutschsprachigen Rechtswissenschaft -
Doris Schweitzer: Eugen Ehrlich und die (Rechts-)Soziologie im frühen 20. Jahrhundert -
Jan Schröder: Eugen Ehrlichs methodologische Spätschriften von 1917/18
RezeptionenStefan Vogl: Die scheinbare Rezeption Eugen Ehrlichs in der sociological jurisprudence Roscoe Pounds -
Christian Boulanger: Ehrlich-Rezeption in der Rechtssoziologie der 1970er und 1980er Jahre: Eine digitale Spurensuche -
Lena Foljanty: Unter ferner liefen. Zur schwachen Rezeption von Eugen Ehrlichs Lehre vom "lebenden Recht" in der Debatte um den Rechtspluralismus (1960er-1980er Jahre)
- StefanMachura: Eugen Ehrlich und die heutige Rechtssoziologie - 10 Thesen -
Thilo Kuntz: Eugen Ehrlichs Methodenkritik und die heutige Jurisprudenz
EditionVorbemerkung
Eugen Ehrlich: Ueber Facturenbeisätze, 1887 -
Eugen Ehrlich: Die Zukunft des Römischen Rechtsunterrichts in Oesterreich, 1906 -
Eugen Ehrlich: Die Bedeckung der Altersrente, 1911 -
Eugen Ehrlich: Die Freirechtsbewegung, 1911 -
Eugen Ehrlich: Das Schweizer Zivilgesetzbuch und das lebende Recht, 1920 -
Eugen Ehrlich: Die letzten Europäer, 1920 -
Eugen Ehrlich: Die Schweizer Währung, 1921