Der vorliegende Band führt vor Augen, wie es zur Ausformung von »Religionspädagogik« als Wissenschaft kam: Welche Entwicklungen in der Praxis ließen Fragen religiöser Bildung aufbrechen? Welche Dynamiken des Wissenschaftsbetriebs kommen zur Geltung? Welche Personen haben sich als Pioniere solchen Fragen zugewandt? Die Universität Göttingen dient als Beispiel, um diese Dynamiken unter die Lupe zu nehmen.
»Religionspädagogik« ist eine junge Wissenschaftsdisziplin, ihr Vorgänger, die »Katechetik« ist weitaus älter. Zum ersten Mal wird hier nachgezeichnet, wie sich der Umbau der Katechetik zur Religionspädagogik an einem prominenten Universitätsstandort, Göttingen, vollzog. So wird anschaulich, unter welchen Umständen und in welchen Etappen es zur Genese einer institutionalisierten Wissenschaft kam, die sich auf Fragen des schulischen Religionsunterrichts und der religiösen Bildung spezialisiert.
In Fallstudien werden zudem die Personen vorgestellt, die in exponierter Weise Erziehung und Bildung aus theologischer Perspektive reflektiert haben: J. Lorenz von Mosheim (1693-1755), Johann Peter Miller (1725-1789), J. Fr. Christoph Gräffe (1754-1816), Friedrich Ehrenfeuchter (1814-1878), Karl Knoke (1841-1920), Hermann Schuster (1874-1965), Hans Stock (1904-1991), Martin Stallmann (1903-1980), Peter Biehl (1931-2006), Christoph Bizer (1935-2007) und Rudolf Tammeus. Ein Exkurs zur Bedeutung Rudolf Bultmanns für die (Göttinger) Religionspädagogik schließt den Band ab.
Inhaltsübersicht:
I. Einleitung
Bernd Schröder: Einleitung
II. Die Institutionalisierung von Katechetik und Religionspädagogik
Bernd Schröder : Geschichte der Katechetik und Religionspädagogik in Göttingen: Etappen und Einflussfaktoren ihrer Etablierung als Wissenschaftsdisziplin - eine institutionengeschichtliche Perspektive
III. Die Profilierung von Katechetik und Religionspädagogik
Urte Maria Götte: »Hüter des Alten« und »Förderer des Neuen« - Johann Lorenz von Mosheim (1693-1755) -
Elisabeth Hohensee: Die »faßliche« Methode der Religionslehre - Johann Peter Miller (1725-1789) -
Bernd Schröder: Die Erschließung der Katechetik als »Abtheilung des menschlichen Wissens« sui generis - Johann Friedrich Christoph Gräffe (1754-1816) -
Lukas Steinbeck: Katechese im Kontext zwischen christlich geprägter Gesellschaft und Mission - Friedrich Ehrenfeuchter (1814-1878) -
Bernd Schröder: Der pädagogische Charakter des Theologiestudiums und die theologische Dignität von Unterricht - Karl Knoke (1841-1920) -
Bernd Schröder: Religionspädagogische Schmiegsamkeit und religionsdidaktische Expertise im Umbruch der Zeiten - Hermann Schuster (1874-1965) -
Bernd Schröder: Keine Religionsdidaktik ohne inneres Verhältnis der Lehrenden zur »Sache« und ohne theologische Hermeneutik - Hans Stock (1904-1991) -
Moritz Emmelmann: Existentiale Interpretation in der Erziehung zu Freiheit und Verantwortung - Martin Stallmann (1903-1980) -
Monika Fuchs: Fundierte Theorie mit Hochachtung für die Praxis - der Lehrer von Lehrern Peter Biehl (1931-2006) -
Bernd Schröder: Exkurs: Rudolf Bultmann als Inspirator der Göttinger Religionspädagogik -
Florian Dinger: »Religion beim eigenen Wort […] nehmen« - Christoph Bizer (1935-2007) und die Gestaltwerdung von Religion im Unterricht -
Florian Dinger/Bernd Schröder: Religiöse Bildung entdecken, verstehen und gestalten - Rudolf Tammeus (*1948)
IV. Zusammenfassung
Bernd Schröder : Gibt es eine »Göttinger Religionspädagogik«? Überlegungen zum Profil von Katechetik und Religionspädagogik in Göttingen