Die Autoren dieses Bandes versuchen, das Bild des Humanisten Johannes Sturm (1507-1589) anhand neuer Quellen zu erforschen und zu vervollständigen. Dabei werden vor allem sein pädagogisches und religionspolitisches Wirken ebenso wie seine literarische Tätigkeit untersucht.
Der Humanist Johannes Sturm gehört zu den wichtigsten Pädagogen des 16. Jahrhunderts und des Protestantismus. Sturm war Gründer und Rektor der Straßburger Hohen Schule. Er verfasste zahlreiche Editionen und Kommentare über Texte der Antike, Traktate über die Rhetorik, Programmschriften über das Bildungswesen sowie Schul- und Lehrbücher.
Weniger bekannt, aber ebenso wichtig für die Geschichte Europas, ist das religionspolitische Engagement dieses Anhängers der Reformation: als Diplomat versuchte er, zwischen Frankreich und den deutschen evangelischen Fürsten zu vermitteln, um die Lage der Hugenotten zu verbessern; als Anwalt einer gewissen Toleranz geriet er in Konflikt mit der zweiten Generation der Reformatoren in Strassburg, die die Reformierten in ihrer Stadt nicht mehr dulden wollten.
Seit der Biographie Charles Schmidts 1855 hat keine Studie das Gesamtwirken Sturms erfasst. Der vorliegende Band schließt diese Lücke, indem er vier Hauptthemen erforscht und das Bild des Humanisten auf der Basis neuerer Quellen in vielerlei Hinsicht vervollständigt oder sogar ändert: I. Sturm, Straßburg und das Elsass; II. Sturm und die Rhetorik; III. Der Pädagoge und sein Einfluss; IV. Der Diplomat und die Religionspolitik.
Inhaltsübersicht:
I. Johannes Sturm, Straßburg und das ElsassFrancis Rapp: Strasbourg à la veille de la Réformation: contexte intellectuel et religieux -
Thomas A. Brady, Jr.: Political Loyalty and Religious Vision in Reformation Strasbourg: Claus Kniebis, Jacob Sturm, Johannes Sturm, Johannes Sleidanus -
Bernard Vogler: Johannes Sturm und der Magistrat von Straßburg -
Stephen E. Buckwalter: Johannes Sturm und Martin Bucer - Irena Backus: Sturm's Life of Beatus Rhenanus. Between laudatio and history -
James Hirstein: Johannes Sturm's Biography of Beatus Rhenanus: To Explain a Distorted Image
II. Johannes Sturm und die RhetorikKees Meerhoff: Sturm et l'introduction de l'humanisme du Nord à Paris (1529-1531) -
Alexandra Trachsel: Johannes Sturm's Methods of Translations: examples from the Field of Rhetoric -
Olivier Millet: La poétique de Jean Sturm d'après son commentaire de l'art poétique d'Horace -
Philippe Büttgen: Rede und Lehre bei Johannes Sturm. Anmerkungen zum Traktat De amissa dicendi ratione (1538) [transition avec enseignement]
III. Der Pädagoge und sein EinflußLoïc Chalmel: Jean Sturm: Renaissance et utopie pédagogique -
Édouard Mehl: Jean Sturm et l'enseignement des mathématiques à la Haute École de Strasbourg -
Robert Weeda: Jean Sturm: une pédagogie de l'art du chant -
Anja-Silvia Göing: Martin Crusius' Verwendung von Notizen seines Lehrers Johannes Sturm -
Anton Schindling: Scholae Lauinganae: Johannes Sturm, das Gymnasium in Lauingen und die Jesuiten in Dillingen -
Zdzislaw Pietrzyk: Johannes Sturms Studenten aus der polnisch-litauischen Republik -
Martin Holý: Johannes Sturm, das Straßburger Gymnasium (Akademie) und die Böhmischen Länder in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts -
Martin Klöker: Sturm in Riga: Einflüsse Johannes Sturms auf das altlivländische Bildungswesen
IV. Der Diplomat und die ReligionspolitikHugues Daussy: Jean Sturm et la France -
Annie Noblesse-Rocher: »Nous unirons nos Églises, déposerons les offenses et oublierons les querelles«: la correspondance de Johannes Sturm, Jacopo Sadoleto et Johannes Cochlaeus à propos de l'affaire du Concilium delectorum cardinalium(1537-1539) - I
rene Dingel: Caritas christiana und Bekenntnistreue. Johannes Sturms Einsatz für die Einheit des Protestantismus in den Auseinandersetzungen um die lutherische Konkordienformel -
Nicole de Laharpe: Johannes Sturm und die Türken:
De Bello Adversus Turcas Perpetuo Administrando -
Marc Lienhard: Rückblick und Ausblick. Am Schnittpunkt zwischen Humanismus und Reformation: Der Weg und die Ausstrahlung des Johannes Sturm