Die Beiträge von Historikern und Theologen zu Otto Dibelius (1880 - 1967) bilden ein Kompendium zu Leben und Wirken dieser Jahrhundertfigur der Zeit- und Kirchengeschichte. Sie sparen die dunklen Seiten wie den Antisemitismus nicht aus und gelangen an vielen Stellen zu einer Neubewertung.
Otto Dibelius (1880-1967) gilt als eine protestantische Jahrhundertfigur. Die Beiträger des Bandes befassen sich mit den Stationen seines Lebens im Kontext der katastrophenreichen Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. Der junge Pastor gestaltete die eingeleitete Trennung von Staat und Kirche nach der Novemberrevolution 1918 mit. In der Weimarer Zeit wirkte der kurmärkische Generalsuperintendent zugleich als meinungsstarker öffentlicher Publizist. In seiner Programmschrift »Jahrhundert der Kirche« (1926/27) begründete er die Unabhängigkeit der Ev. Kirche gegenüber dem Staat, die in den Jahren zwischen 1933 und 1945 in großen Teilen aufgehoben war. Nach 1945 prägte er als Bischof von Berlin und Ratsvorsitzender der EKD den Protestantismus der Nachkriegsjahre maßgeblich mit. Die Beiträge von Historikern und Theologen bilden in ihrer Gesamtheit ein Kompendium zu Leben und Wirken von Dibelius. Sie sparen die dunklen Seiten wie seinen Antisemitismus nicht aus und gelangen an vielen Stellen zu einer Neubewertung.
Inhaltsübersicht:
Lukas Bormann/Manfred Gailus: Neue Studien zu Otto Dibelius. Zur Einführung -
Lukas Bormann: Biographische Daten zu Friedrich Karl Otto Dibelius (1880-1967) -
Albrecht Beutel: Der junge Otto Dibelius als Kirchenreformer. Konturen eines kaiserzeitlich-preußischen Gemeindeprogramms -
Wolf-Friedrich Schäufele: Gottes Ruf in Deutschlands Schicksalsstunde. Otto Dibelius während des Ersten Weltkriegs -
Andreas Pangritz: Otto Dibelius - sein Bild vom Judentum und sein Antisemitismus -
Lukas Bormann: Vom Jahrhundert der Kirche (1926) bis Friede auf Erden? (1930): Otto Dibelius und die misslungene politische Neupositionierung der Evangelischen Kirche in den guten Jahren der Weimarer Republik -
Benedikt Brunner: Immer im Dienst. Das öffentliche und publizistische Wirken von Otto Dibelius in der Weimarer Republik -
Todd H. Weir/Maurice Backschat: Otto Dibelius als Apologetiker der Zwischenkriegszeit: Sein Kampf gegen Säkularismus und 'Gottlosen-Bewegung' -
Bernd Krebs: Vom Ende des »Deutschtums im Osten« - Otto Dibelius und Polen -
Manfred Gailus: Otto Dibelius im Jahr 1933 und im sogenannten Kirchenkampf -
Guido Baltes: Vom Harnack-Schüler zum Bibelausleger im Kirchenkampf: Otto Dibelius als Exeget -
Jolanda Gräßel-Farnbauer: Otto Dibelius und seine Haltung zur »Frauenfrage« -
Claudia Lepp: Das Selbstverständnis und Agieren von Otto Dibelius als Bischof von Berlin (1945-1966) -
Hansjörg Buss: Politische und kirchliche Gegner des Berliner Bischofs Otto Dibelius (1945-1967) -
Michael Heymel: Antipoden: Otto Dibelius und Martin Niemöller -
Siegfried Hermle: Otto Dibelius als Ratsvorsitzender der EKD (1949-1961) -
Thea Sumalvico: »NATO-Bischof« oder Mahner für den Frieden? Otto Dibelius in den Debatten um Wiederbewaffnung -
Hartmut Lehmann: Von der Schwierigkeit historischer Urteilsbildung: Der »Fall Otto Dibelius«. Ein Kommentar