Das Freiheitspotential moderner Gesellschaften, vor allem die Rechtfertigung politischer Herrschaft, wird heute mit einer demokratisch verfassten Ordnung verknüpft. Was eine demokratische Ordnung ausmacht, was also die Idee des Demokratischen meint, scheint aber alles andere als klar zu sein. Eine »Philosophie der Republik« zeigt, dass moderne Gemeinwesen immer schon einen Ausgleich zwischen egalitär-mehrheitsorientierten und institutionell-geordneten Machtbalancen anstreben.
Das Freiheitspotential moderner Gesellschaften, vor allem die Rechtfertigung politischer Herrschaft, wird heute mit einer demokratisch verfassten Ordnung verknüpft. Was eine demokratische Ordnung ausmacht, was also die Idee des Demokratischen meint, scheint aber alles andere als klar zu sein. Soll es nur um Fragen der Repräsentation des Volkes durch Wahlen, Abstimmungen und Parteien oder darüber hinaus auch um die institutionelle Kultur, die Gewaltenteilung und das Rechtsregime innerhalb eines Gemeinwesens gehen? Eine »Philosophie der Republik«, wie sie in den Beiträgen dieses Bandes entwickelt wird, zeigt, dass die aktuelle »Dominanz des Demokratischen« keine eigenständige Bedeutung der republikanischen Selbstorganisation von Staat und Gesellschaft beimisst. Das Republikanische geht im »Universalkonzept« des Demokratischen auf, womit aber zugleich die Spannungen ausgeblendet werden, die zwischen egalitär-mehrheitsorientierten und institutionell abgesicherten Machtbalancen bestehen. Zeigen kann eine »Philosophie der Republik« dagegen, dass moderne Gemeinwesen mit ihrem Anspruch, Freiheit zu garantieren, eine Vielzahl von Legitimationsnarrativen aufgenommen und innovativ miteinander verbunden haben. Demokratie und Republik sind komplementäre Perspektiven, die beide eine gerechte Ordnung im Blick haben.
Inhaltsübersicht:
Einleitung: Ambivalenzen im Diskurs um Demokratie und Republik
I. Gewaltengliederung und Repräsentation
Marc André Wiegand: Demokratische Narrative und Republikanische Ordnung -
Horst Dreier: Das Problem der Volkssouveränität -
Bernd Grzeszick: Gewaltenteilung im Demokratischen Rechtsstaat -
Andreas Anter: Repräsentation und Demokratie
II. Institutionen und Autonomie
Matthias Kaufmann: Das Verhältnis von Recht und Pflicht -
Andrea M. Esser: Freiheit und Autonomie im Republikanismus - Überlegungen in Anschluss an Philip Pettit, Immanuel Kant und John Dewey -
Pirmin Stekeler-Weithofer: Eigentum und Selbstbestimmung. Hegels Idee personaler Freiheit in Republikanischen Institutionen -
Jochen Bung: Sicherheit, Verantwortung und Demokratie -
Thomas Schmidt-Lux: Anspruch und Glauben. Vigilantismus als Herausforderung staatlicher Legitimität
III. Republikanische Infrastrukturen
Trevor Wedman: The Rule of Law Toward a Positive Conception of State -
Oliver W. Lembcke: This Party Sucks? Ansätze zu einer politischen Theorie politischer Parteien -
Wolfgang Schild: Erbmonarch oder Wahlpräsident. Eine Differenz zwischen Hegel und den Hegelschülern Gans und Michelet -
Hannes Siegrist: Republik und Eigentum. Historische Perspektiven -
Benno Zabel: Schuld und Strafe in Freien Gesellschaften. Über den Zusammenhang von Gewalt, Gesetz und Demokratie
IV. Gerechtigkeit und Differenz
David Abraham: Circumcision: Immigration, Religion, History, and Science in the German and U.S. Republics -
Helmut Goerlich: Säkulare Republik, religiöse Pluralität und Menschenrechte in verfassungsrechtlicher Perspektive -
Susanne Beck: Minderheit wider Willen? Die Grenzen des Minderheitenschutzes in einer Republikanischen Demokratie -
Sabrina Zucca-Soest: Gerechtigkeit und Differenz im Republikanismus
V. Werte und Lebensformen
Jean-François Kervegan: Unsittliche Sittlichkeit? Überlegungen über 'Böckenfördes Theorem' und seine kritische Übernahme bei Habermas und Honneth -
Christian Schmidt: Institutionen der Freiheit? Republikanische Ordnung und bürgerschaftliche Entfremdung -
Rochus Leonhardt: Religiöser Pluralismus und säkulare Rechtsordnung -
Thomas Khurana: Politics of Second Nature. On the Democratic Dimension of Ethical Life
VI. Menschenwürde und Menschenrechte
Kurt Seelmann: Das Dilemma einer Begründung von Menschenrechten -
Georg Lohmann: Echo des Naturrechts? Menschenwürde, Menschenrechte und Demokratie -
Stephan Kirste: Das Menschenrecht auf Demokratie -
Daniela Demko: Zur Entwicklung einer kosmopolitisch-pluralistischen Weltrepublik