Geschichtswissenschaft

Maxim Bönnemann

Rechtsenklaven

Indiens Recht der Sonderwirtschaftszonen

2023. XIV, 206 Seiten.

Jus Internationale et Europaeum 198

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fadengeheftete Broschur
ISBN 978-3-16-162049-2
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Maxim Bönnemann bettet den Siegeszug der Sonderwirtschaftszone in eine entwicklungsökonomische Diskursgeschichte ein und zeigt am Beispiel Indiens, wie im Recht verschiedene Visionen von Entwicklung miteinander kollidieren. Indiens Charakter als postkolonialer Verfassungsstaat hat dabei eine Reihe schwerwiegender Konflikte sowohl befeuert als auch begrenzt. Denn im indischen Recht lässt sich nicht nur dem langen Schatten des Kolonialismus nachspüren, sondern auch einem Versprechen tiefgreifender demokratischer und sozialer Transformation.
Sonderwirtschaftszonen gelten als entwicklungsökonomisches Zauberinstrument. Als »Inseln der Moderne« sollen sie Arbeitsplätze schaffen, Wachstum generieren und Verwaltungsstrukturen revolutionieren. Insbesondere im Globalen Süden hat dieses Versprechen zu einer regelrechten Explosion der Zahl von Sonderwirtschaftszonen geführt. Maxim Bönnemann bettet den Siegeszug der Sonderwirtschaftszone in eine entwicklungsökonomische Diskursgeschichte ein und zeigt am Beispiel Indiens die zentrale Rolle des Rechts auf. Waren Indiens Zonen zunächst noch mit einem ebenso vagen wie allgemeinen Entwicklungsversprechen behaftet, so führte ihre sprunghafte Verbreitung schnell zu schwerwiegenden Verteilungs- und Institutionenkonflikten, in denen ganz unterschiedliche Visionen von Entwicklung miteinander kollidierten. Jene Konflikte sind durch Indiens ambivalenten Charakter als postkolonialer Verfassungsstaat sowohl befeuert als auch entschärft worden. Denn dem indischen Verfassungsstaat wohnt nicht nur der lange Schatten des Kolonialismus inne, sondern auch die Aussicht auf eine tiefgreifende demokratische und soziale Transformation.
Die Arbeit wurde mit dem Promotionspreis 2022 (Öffentliches Recht) der Juristischen Fakultät und dem Fakultätspreis 2023 der Humboldt-Universität zu Berlin ausgezeichnet.
Inhaltsübersicht
Einleitung
Kapitel 1 – »Inseln der Moderne«: Sonderwirtschaftszonen als Steuerungsinstrument des Globalen Südens

A. Was sind und zu welchem Zweck gibt es Sonderwirtschaftszonen?
B. Genealogie und Kontext: Eine kurze Ideengeschichte der Zone
C. Das Recht der Sonderwirtschaftszonen
D. Zwischenergebnis

Kapitel 2 – Dichte Verwaltung: Der Special Economic Zones Act
A. Analyserahmen: Der postkoloniale Verfassungsstaat
B. Genealogie und Kontext: Von der Policy zum Gesetz
C. Indiens Zonenrecht: Verwaltungsstruktur und Steuerungsinstrumente
D. Zwischenergebnis

Kapitel 3 – Konsens, Kooperation, Konflikt: Die Zone im föderalen Bundesstaat
A. Zum Spannungsverhältnis von SEZ Act und Föderalaufbau
B. Föderale Variationen: Zum Verhältnis von Landes- und Bundesebene
C. »Islands outside constitutionally elected governments«: Zum Verhältnis von Lokal- und Landesebene
D. Zwischenergebnis

Kapitel 4 – Metamorphosen des Gemeinwohls: Die Zone als öffentlicher Zweck
A. Von Narmada bis Nandigram: Indiens Landkriege
B. Privatisierung der Zwecke: Die Rolle der Judikative
C. Prozeduralisierung der Zwecke: Die Rolle der Legislative

Schlussbetrachtung und Ausblick
Epilog
Personen

Maxim Bönnemann Studium der Rechtswissenschaften in Hannover; Mitarbeiter im niedersächsischen Landtag; Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Humboldt-Universität zu Berlin; Studien- und Forschungsaufenthalte in Delhi und Florenz; Rechtsreferendariat am Kammergericht Berlin; 2022 Promotion; International and Comparative Law Research Scholar an der Michigan Law School und Redakteur beim Verfassungsblog.
https://orcid.org/0000-0002-0095-3747

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