Frederike van Oorschot untersucht in dieser Studie moderne Dogmatiken auf die Frage, wie die Beschreibungen der Heiligen Schrift mit dem faktischen Umgang mit den biblischen Texten verbunden sind. In diesem Zusammenspiel entfaltet sie den Status der Schrift als »primären Intertext« der Dogmatik.
Der besondere Status der Bibel als Heilige Schrift und Regel, Richter und Maßstab der Lehre in der evangelischen Theologie ist nicht nur in der Schriftlehre, sondern auch in der Reflexion und dem Vollzug der Schriftauslegung und des Schriftgebrauchs erkennbar. Frederike van Oorschot untersucht diese These im Blick auf den Status der Schrift in der und für die wissenschaftliche Dogmatik exemplarisch. Dabei macht sie deutlich, dass der fundamentaltheologische Status der Schrift in den untersuchten Dogmatiken nicht gesondert begründet wird, im faktischen Schriftgebrauch jedoch performativ zuerkannt wird. Ihre Studie schließt diese Begründungslücke, indem sie die Spezifika dogmatischerSchriftauslegung beschreibt, im Kontext der theologischen Disziplinen verortet und den fundamentaltheologischen Status der Schrift in der und für die Dogmatik als »primärer Intertext« der Dogmatik reformuliert.
Inhaltsübersicht
A Einführung
1. Schriftlehre, Schriftauslegung und Schriftgebrauch – Linien des Themenfeldes
1.1. Die »Krise des Schriftprinzips« und die Krise der enzyklopädischen Frage nach der Auslegung der Schrift
1.2. Die Frage nach dem Status der Schrift in der und für die Dogmatik
1.3. Die Schrift als auszulegende Schrift in der gegenwärtigen Forschungsdebatte
2. Ziele und Gegenstand der Untersuchung
2.1. Leitfrage und Ziel der Untersuchung
2.2. Zur Auswahl der untersuchten Positionen
2.3. Aufbau der Studie
3. Schriftgebrauch – Anmerkungen zur Terminologie und Methodik
3.1. »Schriftgebrauch« – Zum Begriff und Forschungsstand
3.2. Begriffsbestimmung und Grenzen der Analyse des Schriftgebrauchs
3.3. Gegenstand und Fragestellung der Untersuchung des Schriftgebrauchs und des Gebrauchs exegetischer Literatur
B Die Schrift und ihre Auslegung in exemplarischen dogmatischen Konzeptionen im 20. Jh.
1. Edmund Schlink
1.1. Schlinks Schriftverständnis
1.2. Schriftauslegung im Kontext der Dogmatik
1.3. Zwischenfazit
1.4. Schriftgebrauch bei Schlink
1.5. Diskussion
2. Wolfhart Pannenberg
2.1. Pannenbergs Schriftverständnis
2.2. Schriftauslegung im Kontext der Dogmatik
2.3. Zwischenfazit
2.4. Schriftgebrauch bei Pannenberg
2.5. Diskussion
3. Friedrich Mildenberger
3.1. Mildenbergers Schriftverständnis
3.2. Schriftauslegung im Kontext der Dogmatik
3.3. Zwischenfazit
3.4. Schriftgebrauch bei Mildenberger
3.5. Diskussion
4. Ulrich H. J. Körtner
4.1. Körtners Schriftverständnis
4.2. Schriftauslegung im Kontext der Dogmatik
4.3. Zwischenfazit
4.4. Analyse des Schriftgebrauchs
4.5. Diskussion
5. Zusammenfassung – übergreifende Linien und zentrale Beobachtungen
5.1. Schriftverständnis
5.2. Schriftauslegung
5.3. Schriftgebrauch
5.4. Zum Verhältnis von Schriftlehre, Schriftverständnis und Schriftgebrauch
C Der Status der Schrift in der und für die Dogmatik. Systematische Perspektiven
1. Zwischen der Leerstelle in der Fundamentaltheologie und der argumentativen Inanspruchnahme der Schrift. Versuch einer Standortbestimmung
1.1. Die fehlende Explikation des fundamentaltheologischen Status der Schrift
1.2. Die performative Imponierung der Schrift in ihrer Auslegung
1.3. Zum Ziel von Teil C
2. Dogmatische Schriftauslegung im Spiegel der Analysen des Schriftgebrauchs
2.1. Die deutende Inanspruchnahme biblischer Texte als Glaubenszeugnis
2.2. Dogmatischer Schriftgebrauch als pluriformes »Sich-Ausweisen« mit und gegenüber der Schrift
2.3. Pluralität und Einheit der Schrift im Kontext dogmatischer Schriftauslegung
2.4. Ausblick: Die offene Frage nach einer Epistemologie und Methodik wissenschaftlich-dogmatischer Schriftauslegung
3. Kombinatorische Schriftauslegung in und zwischen den theologischen Disziplinen
3.1. Theologische Schriftauslegung
3.2. Die Bedeutung exegetischer Schriftauslegung aus der Perspektive der Dogmatik
3.3. Ausblick: Komplementäre Fragerichtungen theologischer Schriftauslegung in und zwischen Dogmatik und Exegese – und der praktischen Theologie
4. Der Status der Schrift als Thema der Schriftlehre
4.1. Schriftlehre und Schriftverständnis. Zur doppelten Verortung der Schrift im Kontext der Dogmatik
4.2. Die Rede von der Autorität der Schrift und ihr fundamentaltheologischer Status
4.3. Schriftgemäß? Die Schrift als Kriterium dogmatischer Reflexion im Kontext pluraler Bezugsgrößen
4.4. Ausblick: Die Schrift als primärer Intertext und die Schriftbindung der Dogmatik
5. Die Schrift als prozedurales und diskursives »Streitprinzip« in der und für die Dogmatik