Philosophie

Semantiken der Muße aus interdisziplinären Perspektiven

Herausgegeben von Monika Fludernik und Thomas Jürgasch

2021. VI, 319 Seiten.

Otium 20

84,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.
Festeinband
ISBN 978-3-16-160159-0
lieferbar
Was meinen wir mit Muße? In welchen Kontexten wird dieser Begriff und sein Gegenteil, der Müßiggang, eingesetzt, um gewisse gesellschaftliche und politische Ziele durchzusetzen? Der Sammelband berücksichtigt die mit dem jeweiligen Mußebegriff assoziierten Wortfelder und deren kulturelle und historische Kontexte. Diese zeigen, wie die Diskreditierung der angeblichen Faulheit bzw. das Lob des Nichtstuns zu handfesten Manipulationszwecken eingesetzt wurden und welche Begriffe in einzelnen Kulturkreisen für das Phänomen und die Praxis der Muße existierten und existieren.
Das deutsche Wort Muße ist nicht ohne weiteres übersetzbar. Umso schwieriger gestaltet sich die Erforschung der Muße in anderen kulturellen Kontexten. Der Sammelband illustriert die semantischen Probleme des Mußebegriffs innerhalb der gegebenen Wortfelder im Deutschen, Griechischen, Lateinischen, Englischen, Spanischen, Französischen und Tschechischen sowie in Bangla und Urdu. Die hier versammelten Aufsätze sind hauptsächlich von Literaturwissenschaftlern, aber auch von Vertretern der Psychologie, der Linguistik und der Theologie verfasst. Sie betten ihre Studien zur Muße in verschiedenen Kulturkreisen und Epochen in die Betrachtung des historischen und kulturellen Umfelds ein und fördern so das Beziehungsgeflecht zwischen Mußediskursen, Verunglimpfungen des Müßiggangs und der Verhandlung von sozialem Stand und ökonomischem Status zutage. Darüber hinaus erörtert ein Beitrag aus der Psychologie eine empirische Untersuchung, die Assoziationen von Mußebegriffen analysiert.
Inhaltsübersicht
Monika Fludernik/Thomas Jürgasch: Einleitung

Teil I. Begriffsgeschichten und ihre kulturgeschichtliche Relevanz
Andreas Kirchner/Thomas Jürgasch: Scholē und ihre Bedeutungen im Kontext antiker griechischer Traditionen – Franziska C. Eickhoff: Otium, Muße, Müßiggang – mit Vorsicht zu genießen. Zur Ambivalenz von otium in der antiken lateinischen Literatur – Stefan Metz: Otium romanum in vita christiana. Konzepte von otium bei Paulinus von Nola – Hans W. Hubert/Antonio Russo: Ozio, diletto et piacere. Muße, Vergnügen und Gefallen aus architekturgeschichtlicher Perspektive am Beispiel Vitruvs und seiner Kommentatoren – Monika Fludernik: The Semantics of Idleness in British Drama, 1710–1760 – Julia Krasselt/Maren Runte: Das Lexem Muße in den Referenzkorpora des Deutschen: Semantik mit Methoden der digitalen Linguistik erfassen – Ursula Nothdurft/Agnes Kreil/Andrea Kiesel/Roland Thomaschke: Die kognitiv-affektive Kartierung des Begriffs 'Muße'

Teil II. Literarische und politische Semantiken der Muße
Stefan Seeber: Mußeraum Minnegrotte. Zur Semantik des Spaziergangs in Gottfrieds Tristan – Pierre Saint-Amand: Laziness and Enlightenment. Three Lazy Lives – Jan-Henrik Witthaus: Müßiggang im 18. Jahrhundert. Der Begriff der ociosidad im Spannungsfeld von Ökonomie, Imagination und aufgeklärter Schriftstellerei – Ernst Osterkamp: Edler Müßiggang. Über einen Vers in Goethes Faust – Marc Wurich: »Wir sind nun einmal Städter«. Semantiken, Praktiken und Figurationen urbaner Muße im Berlin-Roman um 1900 – Tilman Kasten: Muße-Semantiken im nationalen Diskurs. Fallbeispiele aus der tschechischen Literatur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts – Farha Noor: The Sensory Semantics of Otium in South Asia. Asymmetries, Entanglements and the Affective
Personen

Monika Fludernik ist Professorin für Englische Literatur an der Universität Freiburg i.Br.; Leiterin des GRK 1767 (»Faktuales und Fiktionales Erzählen«) und Mitglied im Vorstand des SFB 1015 (»Muße. Konzepte, Räume, Figuren«).

Thomas Jürgasch Geboren 1978; Studium der Theologie und Philosophie in Freiburg und Oxford; 2010 Promotion; seit 2020 Juniorprofessor für Alte Kirchengeschichte (Tübingen); Teilprojektleiter im Sonderforschungsbereich 1015 »Muße. Grenzen, Raumzeitlichkeit, Praktiken« (Freiburg).

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Mundo Clásico — https://www.mundoclasico.com/articulo/39505/Ocio (Juan-Carlos Tellechea)