Gebührt langfristigen Aktionären größerer Einfluss auf die Willensbildung der Gesellschaft? Diese Frage beantwortet Yannick Chatard auf Grundlage rechtshistorischer, rechtsvergleichender, rechtsökonomischer und rechtsdogmatischer Erkenntnisse.
Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007/8 ist das Kurzfristdenken auf Kapitalmärkten in die Kritik geraten. Als eine der populärsten Gegenstrategien zu diesem sog. short-termism haben sich seither Treuestimmrechte etabliert: Um den Einfluss kurzsichtiger Kapitalmarktakteure einzudämmen und zukunftsorientierte Unternehmensstrategien zu fördern, gewähren immer mehr Rechtsordnungen langfristigen Aktionären überproportionale Stimmkraft. Yannick Chatard untersucht deshalb auf rechtshistorischer, rechtsvergleichender, rechtsökonomischer und rechtsdogmatischer Grundlage, ob eine solche Loyalitätsprämie tatsächlich zweckmäßig ist – und wie sie gegebenenfalls ausgestaltet werden sollte.
Inhaltsübersicht:
EinleitungA. Problemaufriss
B. Gang der Untersuchung
C. Grenzen der Untersuchung
1. Teil:RechtsgeschichteA. Treuestimmrechte in der Weimarer Reformdiskussion
B. Treuestimmrechte im Aktienrechtsausschuss der Akademie für Deutsches Recht
C. Treuestimmrechte nach der Jahrtausendwende
D. Rechtsgeschichtliche Lehren
2. Teil:RechtsvergleichungA. Historischer Ursprung von Treuestimmrechten in Frankreich
B. Treuestimmrechte französischer Provenienz
C. Rechtstatsächliche Bewährung
D. Rechtsvergleichende Lehren
3. Teil:RechtsökonomieA. Short-termism als Reformtreiber
B. Short-termism als Problem in Deutschland?
C. Treuestimmrechte als Bewältigungsstrategie des short-termism
D. Erleichterter Börsengang
E. Rechtsökonomische Lehren
4. Teil:RechtssystematikA. Vereinbarkeit mit höherrangigem Recht
B. Systemkohärenz im Aktienrecht
C. Rechtssystematische Lehren
5. Teil:Bausteine eines zukünftigen RechtsrahmensA. Dispositives Regelungsmodell
B. Zwingende Tatbestandsvoraussetzungen
C. Begrenzte Rechtsfolgen
D. Notwendiger Umgehungsschutz
E. Keine zeitbasierte Verfallsklausel
Zusammenfassung