Man hat immer Zeit, solange man lebt, denn wir selbst sind die Zeit, die wir haben. Gegenüber den überbordenden Handlungszwängen, die unsere Zeit verstellen, lotet Jochen Gimmel Möglichkeiten zur Aneignung der Zeit aus: Für einen verschwenderischen Genuss der Zeit, für eine Praxis des Glücks gegenüber der Vergeudung des Lebens im unablässigen Leisten.
Ständig stehen wir unter Zeitdruck; mit jedem neuen Mittel zur Zeitersparnis verstricken wir uns nur immer tiefer im Gespinst aus Terminen und Fristen. Viele lasten das der Zeit selbst an und wünschen sich »Freiheit von der Zeit« oder doch wenigstens »Zeitvergessenheit«. Dem möchte Jochen Gimmel mit dem einfachen Gedanken begegnen, dass Zeit nie mangeln kann, solange man lebt, da wir selbst die Zeit sind, die wir haben. Doch das wirft die knifflige Frage auf, was wir mit Zeit meinen. Der Autor deutet in einigen aporie-affinen Überlegungen Zeit als Vollzugsform und zugleich als »transzendentalen Geschehnis-Horizont«, um so ein theoretisches Fundament für eine lebenspraktische Aneignung der Zeit zu gewinnen. Dem folgen drei kurze Essays zur Zeitpolitik, zur technisch-medialen Zeitordnung im Verhältnis zur Langeweile und schließlich zur Erschließung der Zeit als »Heimat im Prozess«, einem Wohnen im Wünschen.
Inhaltsübersicht:
Einleitung
I. Allotria zur Zeittheorie
1. Zeitsein: ‚Dass-des-Jetzt‘ – Geschehen der Zeit
2. Zeithaben: Weile, Zeitspannen und -richtungen
3. In-der-Zeit-sein: Augenblick, Kairos, Ereignis
4. Schwelle: Der Einbruch von Chronos in den Augenblick – Revolution
II. Zeitpolitik, Zeitreichtum und Zeitökonomie
III. Medialität der Zeit. Die Zeitlogik des 4.0 und die Langeweile
IV. Narrative Erschließung der Zeit. Wohnen im Wunsch – Heimat als Prozess