Back to issue
Cover of: Cretan Memories
Stefan Krauter

Cretan Memories

Section: Articles
Volume 13 (2022) / Issue 4, pp. 455-467 (13)
Published 20.12.2022
DOI 10.1628/ec-2022-0031
  • article PDF
  • available
  • 10.1628/ec-2022-0031
Due to a system change, access problems and other issues may occur. We are working with urgency on a solution. We apologise for any inconvenience.
Summary
Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Paulus auf Kreta zusammen mit seinem Mitarbeiter Titus Gemeinden von Christusgläubigen gegründet hat, wie es Tit 1,5 behauptet wird. Dennoch ist der fiktive kretische Schauplatz des Titusbriefes nicht einfach Zufall, sondern spielt in der Argumentation des Briefes eine wichtige Rolle: Die Kreter dienen als paradigmatische Barbaren, die zivilisiert werden müssen. Dazu werden negative Stereotypen über die Kreter aus der hellenistischen und frührömischen Zeit aktiviert. Die Titusakten sind vom Titusbrief abhängig. Ihr Bild von Kreta unterscheidet sich jedoch deutlich vondemnegativen Bild, das im Brief gezeichnet wird. Sie stützen sich beispielsweise auf Erinnerungen an Minos, den König und Gesetzgeber der Kreter, und knüpfen an positive Aspekte der kretischen Vergangenheit an, die für die lokale kretische Elite im Römischen Reich wichtig waren.