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Cover of: Der Drittauskunftsanspruch gegen Access-Provider gemäß § 101 Abs. 1 und 2 S. 1 Nr. 3 UrhG – gesetzgeberisches Glanzstück oder Stückwerk?
Nina Elisabeth Herbort, Eva Inés Obergfell

Der Drittauskunftsanspruch gegen Access-Provider gemäß § 101 Abs. 1 und 2 S. 1 Nr. 3 UrhG – gesetzgeberisches Glanzstück oder Stückwerk?

Section: Articles
Volume 5 (2013) / Issue 4, pp. 489-511 (23)
Published 09.07.2018
DOI 10.1628/186723714X13923713368951
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  • Open Access
    CC BY-SA 4.0
  • 10.1628/186723714X13923713368951
Summary
In the digital age, taking action against copyright infringement was, for a long time and as a general rule, limited to pressing charges against persons unknown. As the identification of the infringer by one's own initiative was highly unlikely, criminal prosecution often was futile. In the internet context, providing copyright owners with a right of information against access providers has become an obvious and pressing need. To strengthen right holders, a European framework was introduced by the Enforcement Directive of 2004 which was implemented into German law in the summer of 2008. However, the revised version of Sec. 101 (2) no. 3 of the German Copyright Act, which establishes an obligation for non-infringing parties to provide information, left some questions unanswered. In this context, problems arise from the triangular relationship between right holder, infringer and provider as well as from the fact that providers have an interest in deleting the data after a short period of time. This article examines these problems taking into account the views expressed in legal literature and the decisions of the courts as well as reviewing the first scholarly work dedicated to the subject, the doctoral dissertation of Kai Welp (2009). Die »Anzeige gegen Unbekannt« war über viele Jahre bittere Realität des Rechteinhabers, der sich gegen Rechtsverletzungen im Internet zur Wehr setzen wollte. Selbstständig – auf zivilrechtlichem Wege – den Verletzer zu identifizieren, war ein nahezu aussichtsloses Unterfangen. Das Strafverfahren war Umweg und Ausweg zugleich. Seit der kommerziellen Etablierung des Internets war im Grunde offenkundig, dass angesichts dieses Dilemmas nur die Normierung eines eigenständigen zivilrechtlichen Auskunftsanspruchs gegen Access-Provider Abhilfe schaffen konnte. Die Enforcement-Richtlinie stellte dazu im Jahr 2004 den europäischen Rahmen bereit, der durch Umsetzung der Richtlinie in nationales Recht im Sommer 2008 ausgefüllt wurde. Mit der neuen Vorschrift des § 101 Abs. 1 und 2 S. 1 Nr. 3 UrhG wurde erstmals ein expliziter gesetzlicher Auskunftsanspruch gegen Dritte geschaffen, die selbst nicht das Urheberrecht verletzen, sondern lediglich den Zugang zum Aktionsfeld eröffnen. Die Neuregelung lässt jedoch eine Reihe von Fragen offen, denen im Folgenden vor dem Hintergrund der aktuellen Rechtsprechung nachgegangen werden soll. Dabei orientiert sich dieser Beitrag insbesondere auch an der Ende 2009 erschienenen, ersten monographischen Aufarbeitung der gesetzlichen Neuregelung durch Kai Welp.