Cover of: Relationales Urheberrecht. Die vielen Umwelten des Urheberrechts
Dan Wielsch

Relationales Urheberrecht. Die vielen Umwelten des Urheberrechts

Section: Articles
Volume 5 (2013) / Issue 3, pp. 274-311 (38)
Published 09.07.2018
DOI 10.1628/186723713X13808737030804
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  • 10.1628/186723713X13808737030804
Summary
Copyright scholarship has always been focused on the autonomy of the individual but neglected analysis of the constituent social conditions for this autonomy. This lack of legal reflexivity aggravates the legitimation crisis of copyright in the digital age. The dominant market model of copyright lawmaking subjects access to intellectual works to economic rationality and encroaches on the peculiar logic of cultural and scientific communication. Instead of effectuating this biased regime through a unilateral economic interpretation, jurisprudence must take seriously the multiplicity of social references of copyrights. To this end the proposed approach of a relational copyright reframes protected works as communications in the context of social systems. It also requires legal doctrine to extend analysis to all social systems whose modes of knowledge sharing are affected by the exercise of copyrights. Copyright law can only be justified multilaterally if it considers the interdependence of personal and social autonomies. Die Legitimationskrise des Urheberrechts in der Wissensgesellschaft wird verschärft durch eine Rechtswissenschaft, die in der Tradition des liberalen bürgerlichen Rechts das Verhältnis von subjektiven Rechten zu ihren Ausübungsbedingungen unbeleuchtet lässt. Das in Rechtsetzung und -fortbildung dominierende Eigentümermarktmodell unterwirft den Zugang zu kulturellen und wissenschaftlichen Werken der wirtschaftlichen Rationalität ohne hinreichende Rücksicht auf die Anforderungen der jeweiligen Eigenlogik kultureller Kommunikation und damit gerade der für Kreativität erforderlichen Entstehungsbedingungen. Anstatt diese Tendenzen durch eine unilaterale ökonomische Interpretation abzusichern, sollte Rechtswissenschaft die multilateralen Wirkungen von Schutzrechten in den unterschiedlichen Umwelten des Rechts ermitteln. Für die rechtliche Verfassung der Wissensteilung bedarf es eines Wiederanschlusses des Urheberrechts an die ganze Gesellschaft. Das setzt Instrumente zur unparteilichen Reflexion der Umwelt im Urheberrecht voraus. Der vorgestellte Ansatz eines relationalen Urheberrechts rekonstruiert zum einen geschützte Werke konsequent als Kommunikationen im Kontext sozialer Systeme, zum anderen verlangt er, die funktionale Relevanz subjektiver Urheberrechte für die Wissensteilung in allen von der Rechtsausübung betroffenen sozialen Systemen zu ermitteln. Ziel muss eine multilaterale Rechtfertigung des Urheberrechts sein, das die Bedingungen von individueller und zugleich sozialer Autonomie gewährleistet.