Ruben A. Bühner
The Contested Character of Divine Messianism
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- 10.1628/ec-2022-0030
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Alle neutestamentlichen Evangelien erzählen von dem Vorwurf der Gotteslästerung gegenüber Jesus aufgrund des an ihn herangetragenen Gottessohntitels. Dabei begegnet sowohl bei frühchristlichen Autoren des 2. Jahrhunderts n. Chr. als auch in gegenwärtigen Publikationen die Konzeption, wonach es gerade die Vorstellung von der Göttlichkeit Jesu sei, die die wesentliche Differenz zwischen Messianismus und Christologie markiere. Im Kontrast dazu argumentiert dieser Artikel, dass die Streitfrage nach der Göttlichkeit des Messias ursprünglich einen innerjüdischen Konflikt darstellte. In messianischen Texten wie den Psalmen Salomos lässt sich zeigen, dass der Diskurs, inwieweit es theologisch legitim ist, eine messianische Gestalt mit göttlichen Attributen zu belegen, bereits auf die Zeit vor der frühen Jesusbewegung zurückgeht. Der in den neutestamentlichen Evangelien erzählte Vorwurf der Gotteslästerung gegenüber Jesus ist in eben jenem zeitgeschichtlichen Kontext zu interpretieren. Was anfänglich als Minderheitsposition in einem innerjüdischen Diskurs begann, wurde erst a posteriori als Identitätsmarker der Christologie und damit als Abgrenzungsmerkmal gegenüber jüdischer Tradition verwendet.