Lisa Franziska Lueg
Urheberrechtstheorie für die Informationsgesellschaft
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- 10.1628/zge-2023-0005
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Der Beitrag beschäftigt sich mit einer neuen Strömung in der angloamerikanischen Urheberrechtstheorie, die Rolle und Reformbedarf des Rechtsgebiets anhand von Werten wie Demokratie, Fairness, Autonomie und Entfaltung zu erläutern sucht. Statt sich primär am Effizienzparadigma oder den Theoriegebäuden Lockes, Kants oder Hegels zu orientieren, greift die Rechtswissenschaft nunmehr philosophische Diskurse der jüngeren Vergangenheit zu den Grundbedingungen demokratischer Gesellschaften, fairer Kooperation und individueller Entfaltung auf, um sie für urheberrechtliche Fragestellungen fruchtbar zu machen. Die dabei entwickelten Theorien verfolgen zwei Anliegen. Zum einen wollen sie charakteristische Strukturelemente des Urheberrechts anhand des gewählten philosophischen Rahmens rechtfertigen und so eine überzeugende deskriptive Theorie des geltenden Urheberrechts liefern, die als Analyseinstrument für die Rechtsinterpretation dienen kann. Zum anderen wollen sie attraktive normative Standpunkte begründen, die in den anhaltenden rechtspolitischen Diskussionen über die Anpassung des Urheberrechts angesichts veränderter Nutzungsbedingungen im digitalen Zeitalter neue Perspektiven eröffnen. Ein Fokus liegt dabei auf der Begründbarkeit einer großzügigeren Privilegierung bestimmter transformativer Werknutzungen, als sie bislang durch urheberrechtliche Prinzipien und Schranken gewährleistet ist. Diese Entwicklung gibt Anlass zu fragen, wie überzeugend den Theorien die Rechtfertigung des geltenden Rechts und die Begründung neuer normativer Standpunkte gelingt und wie sich der urheberrechtstheoretische Diskurs durch sie wandelt.