Neue Staatswissenschaften

Herausgegeben von Hermann-Josef Blanke†, Werner Jann und Holger Mühlenkamp

Die Schriftenreihe Neue Staatswissenschaften (NStW) trägt dem Wandel der Staatswissenschaften Rechnung. Die frühere deutsche Staatswissenschaft war nicht vorstellbar ohne die Überzeugung von der Funktion des Staates als »Sinnganzes«. Die wissenschaftliche Reflexion darüber war auf das Erfassen der »Gesamtheit« des Wesens des Staates gerichtet. Längst ist diese Sicht von der umfassenden Rolle des Staates überholt, ein Anspruch auf »Gesamtheit« einer Wissenschaft im Sinne einer den Staat als Ganzes erfassenden Lehre nicht mehr einlösbar. Im Zeitalter der Globalisierung und Privatisierung stellt sich vielmehr die Frage, ob es überhaupt noch hoheitlicher Herrschaft bedarf. Der Staat hat wichtige Monopolstellungen an internationale und lokale öffentliche sowie an private Organisationen und Verbände abgetreten. Er verliert an Regelungsmacht und Schutzfunktion, an Wertsetzungs- und Durchsetzungskompetenz. Doch hat die »Entsouveränisierung« nur einen Funktionswechsel des Staates, nicht jedoch seinen Untergang zur Folge. Mit der Erklärung des Wandels der Staatlichkeit wäre eine einzige wissenschaftliche Disziplin überfordert. Nur im dialogisierenden Verbund Ökonomie, Politologie, Rechtswissenschaft und Soziologie, aber auch der Finanzwissenschaft, der Geschichtswissenschaft und der Organisationslehre läßt sich der komplexe Vorgang deuten. Eine so geläuterte Staatswissenschaft löst sich von der staatszentrierten Kanonisierung der ehedem beteiligten Wissenschaftszweige und versucht, den Staat als universelles Phänomen der Gegenwart zu verstehen.

Ansprechpartnerin:
Daniela Taudt, LL.M. Eur.
Programmleitung Öffentliches Recht, Völker- und Europarecht, Grundlagen

ISSN: 1860-2339 / eISSN: 2569-4189 - Zitiervorschlag: NStW