Philosophy, Theology and the Sciences (PTSc)

Herausgegeben von Andrew Davison (Oxford), Dirk Evers (Halle-Wittenberg) und Michael Spezio (Claremont)

Geschäftsführender Herausgeber: Dirk Evers

Beirat: Conor Cunningham (Nottingham), David Fergusson (Edinburgh), Agustín Fuentes (Princeton), Peter Harrison (Queensland), Kristian Köchy (Kassel), Nancey Murphy (Pasadena), Robert J. Russell (Berkeley), Mikael Stenmark (Uppsala), Günter Thomas (Bochum), Wesley Wildman (Boston) und Gayle E. Woloschak (Chicago)

ISSN 2195-9773 (Gedruckte Ausgabe)
ISSN 2197-2834 (Online-Ausgabe)

Philosophy, Theology and the Sciences (PTSc) bietet eine Plattform für einen konstruktiven und kritischen Austausch zwischen Naturwissenschaften in all ihren Fachgebieten (von Physik bis Psychologie und darüber hinaus) und der zeitgenössischen Philosophie und Theologie schaffen. Zu diesem Vorhaben laden wir alle Gelehrten ein – ob religiös oder nicht.

 

Programmatik

Philosophy, Theology and the Sciences (PTSc) – Zum Programm der Zeitschrift

1. Die Zeitschrift möchte eine neue Plattform für einen konstruktiven und kritischen Austausch zwischen Naturwissenschaften in all ihren Fachgebieten (von Physik bis Psychologie und darüber hinaus) und der zeitgenössischen Philosophie und Theologie schaffen. 

Die Herausgeber sind sich darüber im Klaren, dass sie sich mit dieser Thematik in einem Spannungsfeld historischer und gegenwärtiger Auseinandersetzungen bewegen. Theologie und Naturwissenschaften waren in ihrer Geschichte nie vollständig voneinander isoliert. Die Geschichte ihrer Beziehung gestaltete sich vielmehr als ein spannungsreiches Geschehen mit wechselseitiger Kritik und Anregung. Vor dem Hintergrund des Erfolgs der Naturwissenschaften in der Neuzeit sind die säkularen Gesellschaften der Gegenwart mehrheitlich durch eine szientistische Weltanschauung geprägt. Mit dem deutschen Soziologen Max Weber kann man förmlich von einer "Entzauberung der Welt" sprechen: Alles in der Welt unterliegt den Gesetzen der Natur und lässt sich mit den Methoden der mathematischen Naturwissenschaft empirisch erklären, während der Glaube an übersinnliche Mächte und Mysterien einer vergangenen Epoche angehört. Dennoch erweisen sich religiöse Überzeugungen auch heute als lebendige Kräfte, denen im Leben vieler Menschen eine wesentliche Orientierungsfunktion zukommt. Daher ist es inzwischen auch zur Revision jenes einfachen Säkularismusmodells gekommen, das unter den Bedingungen der Moderne ein Verschwinden von Religion erwartete. Wenn also Religion und Wissenschaft (sciences) auch in der Moderne einen bedeutenden und nachhaltigen Einfluss auf die Gesellschaft ausüben, so ist die kritische Reflexion ihres wechselseitigen Verhältnisses, ihrer Differenzen und gemeinsamen Interessen ein dringliches Projekt für die Selbstaufklärung der Moderne.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist zudem eine fortschreitende Ausdifferenzierungs- und Spezialisierungsdynamik in den Naturwissenschaften wahrzunehmen. Neue Disziplinen etablieren sich, die traditionelle Grenzziehungen zwischen Natur- und Geisteswissenschaften durchlässig machen. Traditionelle Kernthemen der Kulturwissenschaften, wie etwa das Bewusstsein, Emotionen und soziale Phänomene werden inzwischen von der Evolutionstheorie, der Neurobiologie und den Kognitionswissenschaften erforscht und dabei deren Methodenideal unterworfen. 

Theologie als Selbstreflexion des religiösen Glaubens muss ihre Begriffe unter den Bedingungen neuzeitlicher Weltbilder entfalten. Sie bedenkt religiöse Überzeugungen vor dem Hintergrund eines wissenschaftlichen Wahrheitsbewusstseins und muss konstruktiv um Anschlussrationalität bemüht sein. Alles andere würde vor allem ihr selbst schaden. 

Sowohl Theologie als auch empirische Naturwissenschaften sind auf die Philosophie angewiesen, soll sich ihr Dialog nicht auf bloße Äquivokationen beschränken – wie allzu oft geschehen. Zudem vermag die philosophische Reflexion auch liebgewonnene Vorurteile im jeweiligen Selbstverständnis der Disziplinen zu hinterfragen. Dieser interdisziplinäre Ansatz spiegelt sich im Titel der Zeitschrift.  

2. Die Hefte dieser Zeitschrift sollen relevante Forschungsbereiche auszeichnen. Dabei wird eine inhaltliche Offenheit hinsichtlich der Beantwortung von Einzelfragen wie auch der generellen Bestimmung des Verhältnisses von Naturwissenschaft und Religion vorausgesetzt. Als übergreifendes Ziel fungiert allein die Fortsetzung und Belebung des interdisziplinären Dialogs. Formales Kriterium dafür bildet die Bereitschaft zum rationalen Diskurs auf allen Seiten auf der Suche nach dem besseren Argument. Dem entspricht die Gemeinsamkeit einer Sinnsuche vom Standpunkt endlicher Wesen. "Wir müssen alle in der Mitte anfangen", egal ob man dabei mit einem Laborversuch oder einer notorisch kontroversen Interpretation menschlicher Existenz beginnt. 

Wir sind davon überzeugt, dass sich der Dialog zwischen Naturwissenschaften, Philosophie und Theologie nicht in einem statisch zeitlosen Bereich absoluter Wahrheit vollzieht. Vielmehr nehmen wir an einem gemeinsamen Streben nach geteiltem Verstehen von Bedeutung teil. Wahrheit oder Wahrheiten erhalten nur in Bezug auf spezifische Fragen, Praktiken und Interessen Relevanz, wie etwa der technologischen Entwicklung von wissenschaftlichen Ideen oder des liturgisch-praktischen Ausdrucks religiöser Überzeugungen. Symbolische Systeme haben ebenso in den Naturwissenschaften wie in der Philosophie und Theologie nicht nur eine referentielle Funktion, sondern sind auch explanatorisch und interpretativ. Zeichen bedeuten immer etwas für jemanden in einem spezifischen Kontext. Daher ist die philosophische Reflexion auf die kulturgeschichtlichen Bedingungen der Naturwissenschaften wie der Theologie eine notwendige Voraussetzung für das Verständnis ihrer jeweiligen Semantiken.  

3. Das Hauptanliegen der Zeitschrift ist daher die Schaffung einer Dialogplattform gemäß strengen akademischen Standards, ohne dabei die Weite unterschiedlicher Diskurstypen in Naturwissenschaft und Theologie einengen zu wollen. Die Zeitschrift Philosophy, Theology and the Sciences (PTSc) bietet ein Forum für Grundlagenprobleme (die ‚großen Fragen‘), die an den Schnittstellen der drei Disziplinen entstehen und im verschulten Forschungsalltag meist keinen Ort haben. Die Artikel sollen einer ernsthaften Argumentation verpflichtet sein und keine Stereotypen aufbauen. Die Autoren sollten dabei anspruchsvolle Theoriearrangements aus der Philosophie nutzen, um den kritischen Dialog zwischen Naturwissenschaft und Theologie zu fördern und vermitteln. 

Zu diesem Vorhaben laden wir alle Gelehrten ein – ob religiös oder nicht. Dieses Forum möchte zu intellektuellen Erkundungsgängen und Risikobereitschaft im Geist der besseren Argumente anreizen. Die Zeitschrift bietet die seltene Gelegenheit, Wahrheitsansprüche, Bedeutungen und Methoden einer Reihe von Disziplinen kennenzulernen, die mit den großen Fragen des Lebens befasst sind. Sie ermutigt dazu, relevante Problemfelder nicht von der Peripherie aus zu betrachten, sondern von innen heraus nachzuvollziehen.

Obwohl diese Zeitschrift europäische Wurzeln hat, soll sie nicht eurozentrisch sein. Vier Herausgeber und ein wissenschaftlicher Beirat, der sich aus verschiedenen Ländern, Disziplinen und Hintergründen zusammensetzt, sind für die Reichweite der Themen, die wissenschaftliche und kulturelle Diversität sowie die Qualität der Artikel verantwortlich. 

Jeder Band besteht aus zwei Heften pro Jahr, jeweils im Umfang von ca. 130 Seiten. Enthalten sind ein Editorial, drei bis fünf Hauptartikel und Buchrezensionen. Für alle Artikel und Beiträge, die eine Länge von 8 Seiten überschreiten, wird ein Doppelblindgutachten beauftragt. Die Zeitschrift erscheint komplett in englischer Sprache. 

Während der ersten zwei Jahre wird jedes Heft einem spezifischen Thema gewidmet sein und von einem der vier Herausgeber betreut. Artikel für diese Eröffnungshefte werden gezielt angefragt. Die Themen für die ersten vier Hefte lauten: "Naturalism" (Niels Henrik Gregersen), "Human Nature and Evolution" (Celia Deane-Drummond), "Neuroscience and Morality" (Gregory Peterson), "Contingency" (Dirk Evers). 

 

Celia Deane-Drummond     Dirk Evers     Niels Henrik Gregersen     Gregory Peterson