Rechtswissenschaft

Grundgesetz und Rassismus

Herausgegeben von Judith Froese und Daniel Thym

2022. VIII, 301 Seiten.
84,00 €
inkl. gesetzl. MwSt.
fadengeheftete Broschur
ISBN 978-3-16-161736-2
lieferbar
In Deutschland erlebt derzeit der Begriff des »Rassismus« eine Renaissance. In Teilen der Wissenschaft dominiert hierbei ein weites Verständnis, das auch kulturalisierte Unterscheidungen sowie institutionelle Ausprägungen erfasst, die nicht auf intentionalen Handlungen beruhen. Führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler präsentieren unterschiedliche Standpunkte und zeigen, welche dieser Erscheinungsformen des Rassismus von den juristischen Diskriminierungsverboten erfasst werden.
In der öffentlichen Diskussion erlebt derzeit ein Begriff eine Renaissance, der in Deutschland bisher gemieden wurde: »Rassismus“. Daher müssen sich Rechtswissenschaft und Gesellschaft dringend der Frage stellen, welche verschiedenen Erscheinungsformen des Rassismus es gibt und inwiefern diese von den juristischen Diskriminierungsverboten im deutschen, europäischen und internationalen Recht erfasst werden. Der Band versammelt führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um einer doppelten Leitfrage auf den Grund zu gehen: Umfassen die Diskriminierungsverbote neben vermeintlich angeborenen Unterschieden auch kulturalisierte Formen des Rassismus? Wie erhält sich das Verbot einer offenen, versteckten oder mittelbaren Diskriminierung zu den Erscheinungsformen eines strukturellen bzw. institutionellen Rassismus, der nicht auf intentionalen Handlungen beruht?
Inhaltsübersicht
Judith Froese/Daniel Thym: Vorwort
Standortbestimmungen
Daniel Thym: Rassismus und Verfassungsrecht: Einführung und Kontextualisierung – Michael Sachs †: Das Verbot der Diskriminierung eines Menschen »wegen seiner Rasse« – eine dogmatische Standortbestimmung mit Blick auf die anvisierte Verfassungsänderung – Judith Froese: Skizze eines Gesamtpanoramas: Die anvisierte Änderung des Art. 3 Abs. 3 S. 1 GG und die rechtliche Erfassbarkeit von Rassismen

Begriffliche Reichweite des Merkmals »Rasse“
Uwe Kischel: Die Streichung des Begriffs »Rasse« – ersetzt der sozialwissenschaftliche Rassismusbegriff den normativen Rassebegriff? – Cengiz Barskanmaz: Rasse – eine interdisziplinäre Einordnung des verfassungsrechtlichen Begriffs
Strukturelle, institutionelle und alltägliche Rassismen
Philipp Reimer: Strukturelle, institutionelle und alltägliche Benachteiligungen – kein Thema des Diskriminierungsverbots – Nora Markard: Struktureller und institutioneller Rassismus – die juristische Perspektive auf unterschiedliche Erscheinungsformen

Impulse des Unions- und Völkerrechts
Katharina Pabel: Unionsrechtliche Diskriminierungsverbote wegen der Rasse – Mehrdad Payandeh: Das Verbot rassistischer Diskriminierung im Völkerrecht und seine Bedeutung für das verfassungsrechtliche Diskriminierungsverbot

Historische Einordnung und Rechtsvergleich
Doris Liebscher: Das Besondere des deutschen Rassebegriffs – rechtshistorische und rechtsvergleichende Überlegungen – Mathias Hong: »Rasse« im Parlamentarischen Rat, die Dynamik der Gleichheitsidee seit 1776 – und Gleichheitsgarantien als positive und materiale, auch gegen strukturelle Diskriminierung gerichtete Rechte
Personen

Judith Froese ist Inhaberin des Lehrstuhls für Öffentliches Recht mit Nebengebieten an der Universität Konstanz; Projektleiterin im Rahmen der Studie »Rassismus als Gefährdung des gesellschaftlichen Zusammenhalts« des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt.

Daniel Thym ist Inhaber der Professur für Öffentliches Recht, Europa- und Völkerrecht an der Universität Konstanz und Direktor des dortigen Forschungszentrums Ausländer- und Asylrecht (FZAA); Sprecher des Standorts Konstanz des bundesweiten »Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt« (FGZ) und Vorstandsmitglied des Konstanzer »Zentrums für Kulturwissenschaftliche Forschung« (ZKF).
https://orcid.org/0000-0003-0361-6719

Rezensionen

Folgende Rezensionen sind bekannt:

In: Revue Hellenique des Droits de l'homme — 95 (2023), 244–245