Was leistet das Recht für den Zusammenhalt politischer Gemeinwesen? Eine Rechtsidee, die Freiheit, Würde und Demokratie bereits verkörpert, lässt »Integration durch Recht« als Selbsterhaltungstechnik der politischen Ordnung erscheinen. Doch die rechtstheoretische Analyse zeigt: Das Recht kann Politik nur stabilisieren, nicht ersetzen.
Ob als Rule of Law, Rechtsstaatlichkeit oder als Kern einer europäischen Rechtsgemeinschaft: die Vorstellung vom Recht als verbindende, »kulturelle Kraft« (Walter Hallstein) durchzieht die Ideengeschichte westlicher Verfassungsstaatlichkeit. Dabei soll das Recht politische Ideale individueller Freiheit, Würde und Demokratie bereits verkörpern; »Integration durch Recht« erscheint als Selbsterhaltungstechnik der politischen Ordnung. Aber welchen Beitrag leistet das Recht tatsächlich für den Bestand und Erhalt eines Gemeinwesens? Und hat es darüber hinaus sogar die Kraft, ein solches in Europa zu erschaffen? Eva Ricarda Lautsch nimmt diese Fragen zum Anlass und untersucht die Potenziale und Grenzen politischer Legitimität kraft Legalität. Unterschiedliche rechtstheoretische Perspektiven geben dabei nicht nur Aufschluss über die großen Erwartungen an die integrative Funktion des Rechts, sondern zeigen zugleich deren Grenzen auf.
Inhaltsübersicht:
A. RechtsgemeinschaftI. Allen alle Freiheit Paduas
II. Die Rechtsgemeinschaft als europäische Idee
III. Ein Grenzphänomen zwischen Recht und Politik
IV. Impulse und Momentum eines europäischen Rechtsdenkens
B.IntegrationI. Integration und politische Ordnungen: Holistische und prozedurale Ansätze
II. Integration als deskriptiver Begriff
C.LegitimitätI. Legitimität und Legitimitätsglaube: Max Webers Beschreibung legitimer Herrschaft
II. Legitimität und Legitimitätserzählung
D.Integration durch Recht?I. Legitimität und Legitimitätserzählungen in der Europäischen Union
II. Legitimität und Recht
III. Potentiale und Grenzen von Integration durch Recht