In seinem Spätwerk behauptet G.W.F. Hegel, dass religiöser Glaube ein Produkt vernünftigen Denkens ist und so berechtigterweise vertreten wird. In einer neuartigen systematischen Rekonstruktion zeigt J. Winfried Lücke die Relevanz dieser Thesen vor dem Hintergrund gegenwärtiger Debatten um die Rechtfertigung religiöser Überzeugungen.
Was heißt es, eine religiöse Überzeugung zu vertreten? Tritt der religiöse Glaube überhaupt als Erkenntnisanspruch auf? Und wenn ja, ist er dann auf stichhaltige Argumente angewiesen? In seiner späten Deutung der Gottesbeweise entwickelt G.W.F. Hegel die These, dass religiöse Überzeugungsbildung ein Resultat vernünftiger Fähigkeiten ist und von dort ihre wesentliche Berechtigung erlangt, die in der Philosophie explizit gemacht werden kann. Vor dem Hintergrund der wichtigsten klassischen und zeitgenössischen Alternativen analysiert und diskutiert J. Winfried Lücke die grundlegenden Aspekte des hegelschen Ansatzes. Im Gespräch mit der analytischen Metaphysik, Erkenntnistheorie und Religionsphilosophie entwickelt Lücke eine neuartige systematische Rekonstruktion und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Gegenwartsdebatte um die Rechtfertigung religiöser Überzeugungen.
Inhaltsübersicht:
Einleitung
Teil I. Religion, Glaube und GotteserkenntnisI.1 Hegels Begriff der Religion und religiöse Überzeugung
I.2 Theistische Überzeugungen und epistemische Rechtfertigung
I.3 Die Relevanz des evidentialistischen Einwands
I.4 Non-Kognitivismus
I.5 Typen der Basalitätsthese
Teil II: Denken in der Religion: Hegels Interpretation der GottesbeweiseII.1 Kantianismus und natürliche Theologie
Exkurs: Hegels Verhältnis zur Metaphysik
II.2 Unbedingte Macht: Hegel und das kosmologische Argument
II.3 Unbedingte Weisheit: Hegel und das teleologische Argument
II.4 Das System der Gottesbeweise und die Bedeutung des ontologischen Arguments
II.5 Zwischenkonklusion: Hegels Antwort auf das Rechtfertigungsproblem
Teil III: Denken, Vorstellen und Hegels Deutung der ReligionsformenIII.1 Einleitendes über einige Komplikationen
III.2 Die 'Bewusstlosigkeit' religiösen Denkens
III.3 'Denken' und 'Vorstellen'
III.4 Die Notwendigkeit religiöser Pluralität
III.5 'Denken', 'Gott' und 'absoluter Geist'
Schluss und Ausblick