Der Absatz von Gütern wird digital neu organisiert. Mehr noch: Kunden erhalten vielfach gar keine Ware mehr exklusiv, sondern treten auf Zeit in Dienstleistungsverhältnisse. Neue Geschäftsmodelle des Handels wie Streaming und Sharing stehen in Wechselbeziehung zum Vertragsrecht. Die Beiträge des vorliegenden Bandes untersuchen dies aus wirtschafts- und rechtswissenschaftlicher Perspektive.
Die Digitalisierung bedrängt den Handel. Seine klassischen Funktionen verlieren an Bedeutung oder verändern sich: Längst überbrückt der Versand die Distanz zwischen Herstellung und Verbrauch. Heute treten Suchmaschinen, Vergleichsportale und Bewertungen an die Stelle von Sortiment, Anprobe und Fachberatung. Zudem kommen das Absatzmodell und seine rechtliche Ausgestaltung auf den Prüfstand. Beim klassischen Warenkauf erhielt man ein Gut zur exklusiven Verfügung. Heute »verkauft« der Handel oft nur noch Nutzungsmöglichkeiten, Gebrauchsvorteile und Dienstleistungen. Waren werden geleast und benötigen Updates; digitale Güter erhält man nur auf gewisse Dauer oder auf Vorbehalt (wie beim Streaming). Wo wirtschaftliche Beziehungen neu geordnet werden, müssen auch Rechte und Pflichten neu verteilt werden. Diese Wechselbeziehung zwischen Geschäftsmodellen und Vertragstypen untersuchen die wirtschafts- und rechtswissenschaftlichen Beiträge des vorliegenden Bandes.
Inhaltsübersicht:
Gregor Albers/Hanjo Hamann: Vorwort
Cordula Neiberger/Christopher Herb: Neue Rollen für Akteure auf dem Weg vom Hersteller zum Kunden. Einflüsse der Digitalisierung -
Gregor Albers: Geschichte und Zukunft der Verkäuferhaftung für Sachmängel. Von der Minderung am römischen Sklavenmarkt zum Update des Kühlschranks -
Hendrik Schröder: Wenn Hersteller vermehrt zu Einzelhändlern werden - eine ökonomische Bestandsaufnahme und zur Frage des Verbraucherschutzes durch ein Widerrufsrecht -
Wolfram Buchwitz: Kaufen vom Hersteller: ein besonderer Vertragstyp? -
Sebastian Teupe: Wer trägt die Kosten der Reparatur? Hersteller-Händler-Verhältnisse in der alten Bundesrepublik und das Problem des Händlerregresses am Beispiel der Fernsehgeräteindustrie, 1950-1990 -
Yeşim M. Atamer/Cyrill A. H. Chevalley: Mängelhaftung und Regress. Eine Herausforderung für Händler? -
Hanna Schramm-Klein: Der »wendige Kunde« - Konsumentenverhalten auf erweiterten Märkten -
Felix Wilke: Der kaufende Verbraucher: überfordert oder übermächtig? -
Martin Schmidt-Kessel: Vom Austauschvertrag zum Dauerschuldverhältnis -
Tobias Schäfers: Sharing is Caring? Wahrnehmungen und Verhalten der Nachfrager im Rahmen zugangsbasierter Dienstleistungen -
Martin Fries: Das Recht der Sharing Economy im Vergleich zum Kaufrecht -
Rahild Neuburger: Geschäftsmodelle bei digitalen Produkten und ihre Auswirkungen auf den Handel -
Markus Artz: Verträge über digitale Produkte im Vergleich mit dem herkömmlichen Kaufrecht -
Tristan Radtke: Das Recht des Streamings im Vergleich mit dem herkömmlichen Kaufrecht